Nach den Jesuiten tagt der zweitgrößte Orden in Rom

Salesianer im Aufwind

Innerhalb weniger Wochen kommen in Rom der größte und der zweitgrößte katholische Männerorden zu ihren Generalkapiteln zusammen. Aber während im Februar die 35. Jesuiten-Kongregation in Vatikannähe tagelang im Rampenlicht stand, konferiert die 26. Salesianer-Versammlung dieser Tage am römischen Stadtrand und weitgehend ohne Medieninteresse. Dabei ist ist der vor 150 Jahren in Turin zur christlichen Erziehung und Förderung armer Jugendlicher gegründete Orden stärker ins Blickfeld gerückt, seitdem er mit Kardinal-Staatsekretär Bertone den zweiten Mann im Vatikan stellt.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Der Presseandrang bei den Jesuiten hatte mit der Sensation zu tun, dass erstmals in ihrer 450-jährigen Geschichte ein Generaloberer zurücktrat. Zudem gerät die Gesellschaft Jesu, deren besonders gut ausgebildete Mitglieder die kirchliche Avantgarde stellen, immer wieder in die Schlagzeilen. Zumal ihre theologischen Vordenker sich zuweilen mit dem Vatikan und der Kirchen-Hierarchie reiben. Dagegen sorgen die Salesianer Don Boscos für weniger Aufsehen, auch wenn ihre kirchliche Arbeit ebenso effizient ist. Während über die Jesuiten-Generale in den vergangenen Jahrzehnten teilweise heftig diskutiert wurde, ist es um den seit fünf Jahren amtierenden Salesianer-Großrektor Pascual Chavez Villanueva aus Mexiko eher still.

Klassische Domäne der Salesianer mit ihren knapp 17.000 Mitgliedern ist die Jugendarbeit, besonders in problematischen Umfeldern. Assoziiert man mit dem Jesuiten spontan den Professor, so mit dem Salesianer den Pädagogen und den Streetworker. Salesianer kümmern sich um Straßenkinder in den Slums von Lateinamerika und von Kalkutta, sorgen sich um Drogenabhängige oder sind in afrikanischen Flüchtlingslagern präsent. Besonders stark vertreten sind sie in Lateinamerika, in Indien und auf den Philippinen. Dort finden sie auch zahlreichen Nachwuchs. Weniger aktiv sind Salesianer in den USA, wo die Jesuiten mit ihren Universitäten ihre Hochburgen haben.

In den vergangenen Jahrezehnten erlitten die Salesianer nicht den gleichen Mitgliederschwund wie andere Ordensgemeinschaften - Jesuiten eingeschlossen. Die Zahl der Brüder lag in den vergangenen 30 Jahren fast konstant bei 17.000 - mit regional unterschiedlicher Nachwuchsstärke. Erst in jüngster Vergangenheit verzeichneten auch die Nachfolger Don Boscos einen leichten Rückgang.

In Europa ist er stärker ausgeprägt als andernorts. So richtete Papst Benedikt XVI. in seiner Botschaft an das Generalkapitel den Blick auch besonders auf den alten Kontinent. Im säkularisierten Europa sollten sie ihren alternativen Lebensstil als "Zeichen des Widerspruchs" besonders pflegen, der im Kontrast zur "weltlichen Logik" stehe. Anders als in der Papstansprache an die Jesuiten fehlt in dem Text an die Salesianer ein besonderer Appell zu Papsttreue und Kirchenbindung. Denn der Orden zeichnet sich traditionell durch Kirchlichkeit, die Bereitschaft zur Eingliederung in diözesane Strukturen und zu Papstgehorsam aus - und macht deshalb auch weniger Schlagzeilen.

Mehr Aufmerksamkeit durch Kardinal-Staatssekretär
Tarcisio Bertone leugnet auch als Kardinal-Staatsekretär nicht seine geistigen Wurzeln. Das Kürzel SDB wird im Vatikan bisweilen schon scherzhaft als "Sono di Bertone" ("Sie gehören zu Bertone") übersetzt. Zuweilen hört man in Rom sogar das Wort von einer neuen Konkurrenz zwischen Jesuiten und Salesianern.

Womöglich wächst mit Bertone der Einfluss der Salesianer im Vatikan.
Auffallend oft denkt der Kardinal-Staatssekretär bei Personalfragen an Leute seines Ordens. Zudem haben die Salesianer mit Erzbischof Angelo Amato, dem Sekretär der Glaubenskongregation, einen weiteren Vertreter in einer vatikanischen Schlüsselposition. Und Amato scheint sich für höhere Positionen zu empfehlen. So ist er für die Leitung der Bildungskongregation, aber auch der Heiligsprechungsbehörde im Gespräch.