Nach Kritik an der AfD beklagt Pfarrer "Pöbeleien"

Anfeindungen nach Predigt

Nach Kritik an der AfD in einer Sonntagspredigt sieht sich ein katholischer Priester aus dem westfälischen Rheine Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt. Das Bistum Münster solidarisierte sich mit dem Geistlichen.

Symbolbild Predigt / © Zolnierek (shutterstock)

"Es macht mich traurig, mit welcher Gehässigkeit gegen mich geschossen wird", sagte der Leitende Pfarrer Thomas Hüwe dem Online-Portal kirche-und-leben.de aus Münster. "Das kostet Kraft. Mit diesen Pöbeleien habe ich nicht gerechnet." Es zeige auch, dass Kirche keinen Schutzraum mehr biete.

Hüwe hatte sich am vergangenen Sonntag in der Kirche Sankt Johannes der Täufer kritisch zu Entwicklungen in der Gesellschaft geäußert und einen fehlenden achtsamen Umgang miteinander beklagt. Davon profitierten die AfD und andere rechte Parteien.

"Gehen Sie mit Gottes Segen"

Gegen die Aussage protestierte offenbar ein Zuhörender, wie einer von der AfD Münster verbreiteten Kopie des nicht mehr verfügbaren Gottesdienst-Streams zu entnehmen ist. Darauf antwortete der Pfarrer: "Die AfD können wir als Christen nicht unterstützen."

Nachdem die nicht zu verstehende Person offenbar ankündigte, den Gottesdienst zu verlassen, bekundete Hüwe Bedauern, dass seine Aussagen verletzt hätten. Zudem sagte er: "Gehen Sie mit Gottes Segen." Am Ende der Predigt ist Applaus zu hören.

Anfeindungen gegen Pfarrer

Die AfD Münster spricht auf ihrer Internetsite von einer "Hetztirade" Hüwes. Sie wirft ihm vor, vollends vergessen zu haben, "was allein sein seelsorgerisches Aufgabengebiet ist".

Fähnchen mit dem Logo der AfD liegen auf einem Tisch / © Daniel Karmann (dpa)
Fähnchen mit dem Logo der AfD liegen auf einem Tisch / © Daniel Karmann ( dpa )

"Inhaltlich stehe ich zu meinen Äußerungen. Es geht um Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen. Da hat Ausgrenzung keinen Platz", sagte Hüwe dem Online-Portal. Zur AfD und zur Kampagne gegen sich wolle er sich derzeit nicht weiter äußern. "Vielleicht dann, wenn ich nicht mehr so geschockt bin über die größtenteils anonymen Beschimpfungen".

Bistum Münster bekundet Solidarität

Das Bistum Münster solidarisierte sich mit dem Geistlichen. Selbstverständlich habe "die Frohe Botschaft Jesu Christi auch politische Implikationen" und sei daher "nicht neutral", sagte Bistumssprecher Stephan Kronenburg dem Online-Portal katholisch.de.

Es widerspreche den Grundaufträgen der Kirche, wenn Menschen ein fremdenfeindliches, völkisches, rassistisches und antisemitisches Weltbild vertreten. "Diesen Widerspruch hat der Pfarrer völlig zu Recht benannt", so Kronenburg. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die AfD als rechtsextremen Verdachtsfall ein.

Bistum Münster

Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied (dpa)
Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied ( dpa )

Das Bistum Münster ist mit etwa 1,92 Millionen Katholiken die nach Mitgliedern zweitgrößte Diözese Deutschlands. Das an die Niederlande angrenzende und bis an die Nordsee reichende Bistum ist auf einer Fläche von 15.000 Quadratkilometern in fünf Regionen gegliedert. Vier von ihnen liegen in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt der eigenständige Offizialatsbezirk Oldenburg in Niedersachsen. Seit 29. März 2009 leitet Bischof Felix Genn das Traditionsbistum.

Quelle:
KNA