Klostergründer Bianchi verlässt Gemeinschaft Bose

Nach langer Weigerung

Nach jahrelangem Streit nimmt der populäre italienische Klostergründer Enzo Bianchi seinen Abschied von der Gemeinschaft Bose. Es handele sich um einen "anstrengenden, schmerzhaften" Schritt, betonte Bianchi.

Papst Franziskus (l.) und Enzo Bianchi (Archiv) / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus (l.) und Enzo Bianchi (Archiv) / © Romano Siciliani ( KNA )

Dieser sei für einen Mann seines Alters besonders beschwerlich. Der 78-Jährige gab die Entscheidung am späten Montagabend via Twitter bekannt.

Nach langer Weigerung

Laut italienischen Medienberichten (Dienstag) siedelt Bianchi in eine von Freunden zur Verfügung gestellte Unterkunft nahe Turin um. Zuvor hatte er sich - trotz einer entsprechenden Anordnung des Vatikan - lange geweigert, seine Kommunität in Norditalien zu verlassen. Anfang März verlangte Papst Franziskus erneut die Umsetzung des vatikanischen Beschlusses.

Das auf einer eigenen Untersuchung basierende Dekret vom Mai 2020 sieht eine Verbannung des Gründers aus der Gemeinschaft Bose vor. Der Ex-Prior bezeichnete die Regelung unter Verweis auf gesundheitliche Probleme als "unmenschlich" und ließ mehrere Fristen verstreichen.

Spannungen nach dem Übergang der Leitung

Zudem klagte er über "Verleumdungen" und eine gegen ihn gerichtete "Verdrehung der Tatsachen". Um welche Vorwürfe gegen Bianchi es genau geht, wurde bisher nicht mitgeteilt. Hintergrund des Streits in Bose sind Spannungen nach dem Übergang der Leitung auf den 2017 gewählten neuen Prior Luciano Manicardi.

Enzo Bianchi zählt zu den bekanntesten geistlichen Autoren Italiens. Er hatte die ökumenische Gemeinschaft Bose 1965 gegründet. Sein Kloster in den Hügeln östlich von Ivrea in der Region Piemont gilt als Beispiel für einen Neuaufbruch des klösterlichen Lebens in der katholischen Kirche. 

Klostergründer Enzo Bianchi

Der aus der Provinz Asti stammende Bianchi hatte Bose 1965 als junger Wirtschaftswissenschaftler unter dem Eindruck der Studentenbewegung und des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gegründet. 

Die Gemeinschaft von Männern und Frauen in den Hügeln östlich von Ivrea gilt als ein Neuaufbruch des Klosterlebens in der katholischen Kirche. Sie verbindet Traditionen des westlichen und östlichen Mönchtums und etablierte sich zugleich als ökumenisches Zentrum. 

Ihr gehören nach Angaben aus Bose derzeit rund 90 Männer und Frauen aus sechs Nationen an. (KNA)

Enzo Bianchi, Gründer der Klostergemeinschaft Bose, am 24. September 2018 / © Pierre-Antoine Pluquet (KNA)
Enzo Bianchi, Gründer der Klostergemeinschaft Bose, am 24. September 2018 / © Pierre-Antoine Pluquet ( KNA )
Quelle:
KNA