Klostergründer rechtfertigt Fristbruch beim Auszug

Wann geht Bruder Enzo?

Es wird wohl zu einer unendlichen Geschichte. Trotz mehrerer Ultimaten und einer Intervention vom Papst persönlich will der italienische Mönch Enzo Bianchi immer noch nicht sein Kloster verlassen. Nun äußert er sich in einem Interview. 

Enzo Bianchi, Gründer der Klostergemeinschaft Bose, am 24. September 2018 / © Pierre-Antoine Pluquet (KNA)
Enzo Bianchi, Gründer der Klostergemeinschaft Bose, am 24. September 2018 / © Pierre-Antoine Pluquet ( KNA )

Er gehört zu Italiens bekanntesten geistlichen Autoren und hat eine große Fangemeinde. Der Ordensbruder Enzo Bianchi hat schon 1965 im norditalienischen Bose eine eigene Gemeinschaft begründet. Obwohl der Vatikan ihn nun schon im Mai 2020 zum Auszug aufgefordert hat, hat Bruder Enzo sein Kloster immer noch nicht verlassen. Begründungen dafür liefert er verschiedene.

Bianchi sprach jetzt mit dem amerikanischen Magazin "Crux" über seine Situation. Er verlasse das Kloster, beteuerte er, sobald es ihm möglich ist. Gerüchte, dass er mit zwei Mitbrüdern nach Turin ziehen will, seien nicht wahr, so der Mönch. “Ich gehe so bald wie möglich, aber alleine. Und ich werde nicht in die Stadt ziehen“, so Bianchi. Er plane das Kloster zu verlassen, sobald er eine passende Unterkunft findet und die Pandemie überstanden ist. Im Moment würde ihm auch die rechtliche Lage einen Umzug verbieten.

Verdrehung der Tatsachen?

Bianchis letzte Frist war zum Beginn der Fastenzeit verstrichen. Papst Franziskus empfing ihn und den Prior der Gemeinschaft persönlich im Vatikan, vermutlich um im Klosterstreit zu vermitteln. Anfang März wendete sich Bruder Enzo mit einem Blogeintrag an seine Gefolgschaft und sprach von "Verleumdungen". Er habe bisher aus Gehorsam geschwiegen, schrieb er auf seiner Website. Aber das sei nun vorbei: "Schweigen ja, Zustimmung zu Lügen nein!"

Der 78-Jährige klagte damals über eine gegen ihn gerichtete "Verdrehung der Tatsachen". In seinem Schreiben führt er mehrere Gründe an, weshalb er die Kommunität in Norditalien trotz eines entsprechenden Vatikandekrets nicht verlassen hat. Um welche Vorwürfe gegen Bianchi es genau geht, wurde nicht mitgeteilt.

Bianchi versichert in seinem Blogpost vom 6. März, dass er nach Erhalt des vatikanischen Dekrets "sofort mit der Suche nach einer geeigneten Unterkunft" begonnen habe. Vor allem sein schlechter Gesundheitszustand habe das Vorhaben jedoch zunichtegemacht. Er leide an schweren Ischias-Beschwerden, einer Nierenerkrankung und Herzproblemen. Zudem seien die für seine Arbeit unabdingbare "umfangreiche Bibliothek und das große persönliche Archiv" nicht einfach zu verlegen. Im aktuellen "Crux"-Interview ist von diesen Gründen keine Rede mehr. 


Papst Franziskus (l.) und Enzo Bianchi (Archiv) / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus (l.) und Enzo Bianchi (Archiv) / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR , KNA