Nach LKW-Anschlag: Italiens Innenminister bestätigt Tötung Amris

Mutmaßlicher Attentäter von Berlin in Mailand erschossen

Der mutmaßliche Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt ist in Mailand erschossen worden. Wie der italienische Innenminister Marco Minniti am Freitag sagte, wurde er in der Nacht getötet, nachdem er selbst auf Polizisten geschossen hatte.

Fahndungsfotos des im Zusammenhang mit dem Terroranschlag von Berlin gesuchten Tunesiers Anis Amri hängen am 22.12.2016 an der Tür der Weihnachtsmarktwache in Frankfurt am Main / © Arne Dedert (dpa)
Fahndungsfotos des im Zusammenhang mit dem Terroranschlag von Berlin gesuchten Tunesiers Anis Amri hängen am 22.12.2016 an der Tür der Weihnachtsmarktwache in Frankfurt am Main / © Arne Dedert ( dpa )

Der nach dem Berliner Terroranschlag mit mindestens zwölf Toten europaweit gesuchte Tunesier Anis Amri ist nach Informationen des italienischen Innenministers tot. Unbeteiligte seien zum Glück nicht verletzt worden. Der 24-Jährige sei am frühen Freitagmorgen von der Polizei in Mailand im Stadtteil Sesto San Giovanni erschossen worden, berichtete zunächst die Agentur Ansa. Die Fingerabdrücke Amris seien eindeutig identifiziert, berichtete die Agentur Ansa unter Berufung auf Anti-Terror-Quellen in Mailand.

Der Tunesier hatte jahrelang in Italien gelebt, zeitweise in Haft. Nach ersten Informationen ging Amri der Polizei bei einer normalen Kontrolle ins Netz. Die Polizei hatte ihn nach Berichten der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" gebeten, sich auszuweisen, danach rief er "Allah Akbar" und habe eine Waffe gezogen und auf die Polizisten geschossen. Diese hätten das Feuer erwidert und ihn getötet. Amri sei zu Fuß unterwegs gewesen und habe einen Rucksack dabei gehabt. Der Polizist, der Amris erschossen hat, ist verletzt, aber laut La Repubblica nicht in Lebensgefahr. "Die Abklärungen laufen, wir sind in Kontakt mit den italienischen Sicherheitsbehörden", sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Das Innenministerium in Rom kündigte laut Ansa eine Pressekonferenz an.

Kaum noch Zweifel

Die Bundesregierung bestätigte den Tod des Verdächtigen zwar nicht offiziell. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärte aber in Berlin, der Verbindungsmann des Bundeskriminalamts in Rom sei über den Tod Amris unterrichtet worden. Der Verdächtige sei zweifelsfrei identifiziert worden. Wenn sich die Nachricht auch letztlich bestätige, sei man froh, dass von dieser Person keine Gefahr mehr ausgehe.

Nach dem 24-jährigen Tunesier war seit Donnerstag mit deutschem Haftbefehl gefahndet worden. Es bestanden kaum noch Zweifel, dass Amri für den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt verantwortlich ist. Seine Fingerabdrücke wurden mehrfach an dem Lkw sichergestellt, der am Montagabend in die Budengasse nahe der Gedächtniskirche gerast war.

Spuren in einer Moschee

Auf Amris Spur waren die Ermittler gekommen, als sie im Lastwagen seine Duldungspapiere fanden. Das geschah aber erst am Dienstag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war. Amri, der 2015 über Freiburg nach Deutschland einreiste, war Medienberichten zufolge in Italien und Tunesien bereits zu langen Haftstrafen verurteilt worden. 

Am Morgen war die Berliner Polizei Spuren in einer Moschee nachgegangen. "Eine Festnahme hat es aber nicht gegeben", hieß es. Am Vortag hatten neue Hinweise zu Amri darauf hingedeutet, dass er nach dem Anschlag von Berlin Unterschlupf in der Hauptstadt gesucht hat. Der rbb veröffentlichte am Donnerstagabend Überwachungsbilder, die den Terrorverdächtigen knapp acht Stunden nach der Tat mit mindestens zwölf Toten vor einem Berliner Moschee-Verein zeigen sollen.

Anschlag in Berlin

Nach dem Tunesier Anis Amri, der für den Lkw-Anschlag auf dem Breitscheidplatz verantwortlich sein soll, wurde seit Mittwochabend europaweit gefahndet. Er soll am Montagabend den Sattelschlepper auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gesteuert haben. Zwölf Menschen starben. Amris Asylantrag war in Deutschland abgelehnt worden. Als sogenannter Gefährder war er im Visier der Polizei.

Die Ermittlungen nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt gehen nach den Worten von Generalbundesanwalt Peter Frank ungeachtet des Todes des mutmaßlichen Attentäters Anis Amri weiter. Große Bedeutung dabei habe jetzt die Frage, ob der Verdächtige bei Vorbereitung, Ausführung und Flucht ein Unterstützernetzwerk beziehungsweise Mitwisser und Helfer hatte, sagte Frank am Freitagmittag in Karlsruhe. Von zentraler Bedeutung sei zudem, den Fluchtweg Amris aus Berlin nach Mailand nachzuvollziehen. Dazu stünden die deutschen Ermittlungsbehörden in Kontakt mit ihren italienischen Kollegen, sagte der Generalbundesanwalt weiter.

Ermittlungen gehen weiter

Die italienischen Behörden hätten Amri auch anhand von Deutschland übermittelter Fingerabdrücke identifiziert. Wie Frank weiter sagte, muss auch festgestellt werden, ob die bei Amri in Mailand aufgefundene Waffe die Tatwaffe von Berlin ist. Die Ermittlungen zu diesen Fragen gingen mit hohen Intensität weiter. Zu einer Bekennerbotschaft des "Islamischen Staates" sagte der Generalbundeswalt, dieses sei allgemein gehalten und bringe kein Täterwissen zum Ausdruck. Nähere Angaben könnten aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht gemacht werden.

Vier Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche war der mutmaßliche Attentäter in der Nacht zum Freitag erschossen worden. Wie der italienische Innenminister Marco Minniti am Freitag sagte, wurde Anis Amri in der Nacht getötet, nachdem er in Sesto San Giovanni bei Mailand von Polizisten auf Streife erkannt worden war. Amri habe sofort eine Pistole gezogen und auf die Beamten geschossen. Ein Polizist liege im Krankenhaus, sei aber nicht schwer verletzt. Bei dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt waren am Montag zwölf Menschen getötet und annähernd 50 verletzt worden.

 


Quelle:
dpa , epd