Ein Fall von Vandalismus hatte am Dienstag für großes Entsetzen in Bonn gesorgt. Ein junger Mann hattte in der Krypta des Bonner Münsters den Schrein mit den Gebeinen der Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius vom Sockel gerissen und zu Boden gestürzt. Auch der zu diesem Zeitpunkt leere Schaubereich des Tabernakels wurde aufgebrochen und beschädigt.
Nur einen Tag später wurde der rund 100 Kio schwere Schrein im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes wieder auf das Postament über den Gräbern gesetzt. Dafür waren vier Helfer nötig. Sockel und Schrein wurden von Msgr. Bernhard Auel, Subsidiar am Bonner Münster, gesegnet. Zum Abschluss der Zeremonie stimmte die Gemeinde das Lied der Bonner Stadtpatrone an.
Zu den Beweggründen des mutmaßlichen Täters konnte Sprecher der Bonner Stadtdekanats Reinhard Sentis bislang keine Angaben machen. Der Mann, der im Anschluss an die Tat festgenommen worden war, habe auf Augenzeugen "nicht ganz zurechnungsfähig" gewirkt, so Sentis. Der Bonner Stadtdechant Msgr. Wilfired Schumacher hatte sich nach dem Vorfall am Dienstag tief erschüttert gezeigt - zumal das Bonner Münster nun zum wiederholten Male Ziel von Vandalismus wurde.
Stadtdechant: Ständige Angst vor Vandalismus
"Nach vielen Vorfällen in anderen Kirchen hat es uns erneut getroffen", so der Stadtdechant. "Der Papst fordert uns auf, unsere Kirchen für die Menschen offen zu lassen. Das wollen wir gerne tun. Aber wir müssen auch ständig in der Angst leben, dass sich solches oder Ähnliches wiederholt", erklärte er. "Wir müssen auch dafür sorgen, dass die Menschen geschützt und sicher beten können."
Das Bonner Münster wird zwischen 10 und 18 Uhr durch ehrenamtliche Mitarbeiter betreut, die Besucher und Gläubige informieren und ein Auge offen halten. Nachdenklich fügte der Stadtdechant hinzu: "Wollen wir unsere Kirchen offen lassen, brauchen wir mehr Menschen, die sich darum sorgen und die aufpassen! Wir werden sorgfältig prüfen, ob wir das Münster weiterhin durchgehend geöffnet halten können. Darüber hinaus beobachte ich mit Sorge, wie nicht nur die Ehrfurcht vor Gotteshäusern gleich welcher Religion immer mehr schwindet, sondern wie auch der Umgang mit privatem Eigentum und öffentlichen Gütern immer rücksichtloser wird. Ganz zu schweigen von der körperlichen Unversehrtheit des Anderen. Hier fehlt es an Grundüberzeugung in der Gesellschaft."
Frühere Vorfälle
Tatsächlich ist Vandalismus im Bonner Münster ist kein Einzelfall: So stieß ein Unbekannter 2002 am Samstag vor Pfingsten das zwei Meter hohe Holzkruzifix um und beschädigte es schwer. Restauratoren mussten den abgebrochenen rechten und den gelockerten linken Arm des Gekreuzigten neu einpassen und Teile der Hand ersetzen. Rund tausend Euro kostete die Restauration.
2003 stieß ein damals 42-Jähriger Mann die Pieta, die "schmerzensreiche Muttergottes" von ihrem Podest. Die jahrhundertealte Holzskulptur musste für rund 6000 Euro saniert werden. Die Muttergottes besteht aus einer Vielzahl von Holzblöcken, die auf vier Arten miteinander verbunden waren. Durch den Sturz brachen die Fugen auseinander und es verzogen sich die Teile.
Neues Sicherheitskonzept
Zuletzt brachen unbekannte einen massiven Schlussstein aus einem Fensterbogen der Ostapsis, schlugen den rund 10 Kilo schweren Stein offenbar auf die Köpfe der Stadtpatrone. Darauf deuteten Splitter hin. Der herausgebrochene Stein fand sich auf dem Parkplatz des Münster-Pfarrhauses wieder, direkt hinter der Mauer, die den Hof von dem Osteingang zu Münster trennt. Der betroffene Fenstersturz ist Teil der Krypta, in denen die Gebeine der Bonner Stadtpatrone liegen.
Bis auf weiteres wird die Krypta erst um 10 Uhr geöffnet. Die Anbetung kann erst wieder stattfinden, wenn das Ostensorium des Tabernakels repariert ist. Außerdem sollen die Mitarbeiter des Bonner Münsters nun ein neues Sicherheitskonzept für das Kirchengebäude entwerfen.
(Quelle: Bonner Münster, domradio.de)