"Was Johannes Paul II. darin der katholischen Kirche mit auf den Weg gegeben hat, ist nach wie vor aktuell", sagte der Magdeburger Bischof am Freitag in Bonn zum Erscheinen der Enzyklika "Ut unum sint" (dt. Damit sie eins sind) am 25. Mai 1995. "Es zeugt von einer großen ökumenischen Weite im Denken und von einer großen geschwisterlichen Offenheit im Herzen des Heiligen", so Feige. Bis heute könne es Ermutigung und Ansporn sein.
Der Papst habe hervorgehoben, dass die Einheit der Christen in der Taufe gründet sei. "Christinnen und Christen sind einander Schwestern und Brüder, weil sie durch die Taufe mit Christus vereint und so einander verbunden sind", erklärte Feige.
Tiefe Wertschätzung für Güter und Gaben
Bezeichnend sei zudem die tiefe Wertschätzung, die Johannes Paul II. den Gütern und Gaben entgegenbringe, die in den verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften vorhanden seien. "Eine Ökumene, die im Geist von 'Ut unum sint' nicht an Defiziten orientiert ist, sondern die Gaben im Blick hat, die die anderen in das gemeinsame christliche Haus einbringen, schafft Zuversicht", betonte der Bischof. Und weiter: "Dieser Geist muss uns auch künftig leiten, wenn wir auf dem Weg zur vollen Einheit voranschreiten wollen."
Johannes Paul II. habe zudem den Dialog über das Amt des Oberhauptes der katholischen Kirche und dessen Ausübung angeregt. "Damit hat er, ohne das Papstamt als solches infrage zu stellen, eine Perspektive eröffnet, gemeinsam nach einer Form zu suchen, in der es seinen Einheitsdienst für alle Christen erfüllen kann", so Feige. Aus dieser Einladung seien in der Diskussion der Folgezeit weitreichende Impulse erwachsen, die konsequent aufgegriffen und vertieft werden müssten.
Fortschritte in der Ökumene
Auch die Nachfolger von Johannes Paul II. hätten dessen Linie mit je eigenen Akzenten fortgeschrieben. "Heute, 25 Jahre nach 'Ut unum sint', bin ich dankbar für die Gemeinschaft, die unter den Christinnen und Christen gewachsen ist", sagte Feige. Zusammen mit den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils hab die Ökumene-Enzyklika dafür auf katholischer Seite den Grundstein gelegt.
In den Tagen der Corona-Krise zeige sich, dass Christen verschiedener Kirchen zusammengehörten. Feige verwies auf eine Vielzahl ökumenischer Aktivitäten wie gemeinsame Gottesdienste und Gebetsinitiativen, Aufrufe sowie Erklärungen, etwa das Wort "Beistand, Trost und Hoffnung" von Spitzenvertretern der Kirchen in Deutschland. "Viele Aufgaben sind noch zu erfüllen, damit die Einheit unter uns immer mehr sichtbar werden kann. Die Rückbesinnung auf die Enzyklika 'Ut unum sint' kann uns dafür neuen Rückenwind geben!", so der Ökumene-Bischof.