Nach Zyklon: Birmas Machthaber setzen Regimegegner unter Druck

Verschärfter Kurs

Gut einen Monat nach der Sturmkatastrophe in Birma verschärft die Militärregierung ihren Kurs gegenüber Regimekritikern. Sicherheitskräfte nahmen bis Freitag mindestens ein Dutzend Menschen fest, die sich in internationalen Medien über die schleppende Hilfe für die Opfer des Zyklons "Nargis" beklagt hatten.

 (DR)

Unter den Festgenommenen ist auch der prominente Komödiant Maung Thura. Der unter dem Pseudonym Zarganar bekannte Künstler wurde nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen bereits Mittwochnacht nach seiner Rückkehr aus dem besonders betroffenen Irrawaddy-Flussdelta festgenommen. Gemeinsam mit 400 anderen Künstlern, Sängern und Schauspielern wollte er dort nach eigenen Angaben Hilfsgüter wie Decken und Moskitonetze verteilen.

Bei dem Unglück Anfang Mai kamen schätzungsweise 80.000 Menschen ums Leben. Rund 2,5 Millionen Personen gelten als hilfsbedürftig. Die Junta um General Than Shwe warf ausländischen Journalisten eine "verfälschende" Berichterstattung vor.

"Skrupellose Elemente"
Das Staatsorgan "Das neue Licht von Myanmar" warf unterdessen "skrupellosen Elementen" vor, zusammen mit ausländischen Berichterstattern Videos mit gefälschten Beiträgen über die Situation im Irrawaddy-Delta zu produzieren. Agenturen verbreiteten "haltlose Nachrichten" aus der Region in der Absicht, das "Image Myanmars zu beschmutzen" und der welt "weiszumachen, dass die Opfer keine Hilfe erhalten".

Kritik an den Hilfseinsätzen der Behörden kommt unterdessen auch von den Mönchen. Ein hochrangiger Mönch im Kloster Thardu, 30 Kilometer außerhalb von Rangun, warf den Machthabern in einer Ansprache vor 800 Mönchen Egoismus und Skrupellosigkeit vor. Die Junta sehe die Menschen im Delta als Tiere, zitieren Exil-Medien den Geistlichen. Nach deren Angaben sind es die buddhistischen Mönche, die durch ihre Hilfe die größte Not lindern.

Diakonie beklagt weiter Behinderungen für Helfer
«Der Zugang für die internationalen Helfer in das stark zerstörte Irrawaddy-Delta ist entgegen deutschen Medienberichten nicht wesentlich erleichtert worden», sagte der Pressereferent der Diakonie Katastrophenhilfe, Rainer Lang, dem epd in Stuttgart.

Die Hilfsorganisation fordert deshalb weiterhin einen freien Zugang zum Delta, «um Nothilfe in größerem Umfang leisten zu können». Die Zugangskontrollen für ausländische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen seien in den vergangenen Tagen noch verstärkt worden, sagte Lang, der nach einem zwölftägigen Aufenthalt nach Deutschland zurückgekehrt ist. Viele Flüchtlinge, die in der ehemaligen Hauptstadt Rangun Zuflucht gesucht hätten, seien von dem Militär wieder in die zerstörten Gebiete zurückgeschickt worden.

In den rund 4.300 betroffenen Delta-Dörfern seien viele Menschen traumatisiert. Noch immer lägen unzählige Leichen im Wasser, die begraben werden müssen. «Viele Dorfbewohner trauen sich gar nicht, diese Leichen anzufassen, auch aus religiösen Gründen», sagte Lang. Eine Betreuung für die vielen freiwilligen Helfer sei angesichts der Notlage kaum möglich, diese wäre «aber genauso dringend notwendig wie Behälter zum Sammeln von Regenwasser und Plastikfolien, um provisorische Dächer abdecken zu können».