Er galt als besonders glaubensstarker Kirchenmann: Geboren wurde Joachim Kardinal Meisner am 25. Dezember 1933 im stark katholisch geprägten Breslauer Stadtteil Lissa. Sein Vater starb im Krieg, die Familie wurde aus Schlesien vertrieben. Trotz aller Widrigkeiten in seinem Leben sah Kardinal Meisner keinen Grund zur Klage. In einem domradio.de-Interview sagte er: "Ich hab mehr Grund zum Danken als zu Klagen, und zwar weil Gott da ist. Der Glaube war für mich immer das Lebenselixier".
Im Kommunismus unter Druck
Nach der Vertreibung der Familie aus Schlesien 1945 wuchs er mit drei Brüdern im thüringischen Körner auf, in einer Zeit des aufkommenden Kommunismus. Kirche und Glaube im Osten Deutschlands standen unter Druck. Festentschlossen sich davon nicht einschüchtern zu lassen, studierte er nach seiner Lehre zum Bankkaufmann, Theologie und Philosophie in Erfurt und ging ins Priesterseminar. Am Vorabend seiner Weihe 1962 gab er Gott ein Versprechen: "'Ich werde morgen sicher aufgeregt und nicht bei der Sache sein. Damit du siehst, dass ich es ganz ehrlich meine, stelle ich dir einen Blankoscheck aus.' Aber dann lief alles anders", erzählte er bei domradio.de.
Meisner: Keine Angst die Wahrheit zu sagen
Unerwartet schnell stieg Joachim Kardinal Meisner innerhalb der Kirche auf. 1975 wurde er zum Weihbischof des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meinungen ernannt. 1980 wurde er Bischof in der geteilten Stadt Berlin, mit Sitz in Ost-Berlin. Sein Wahlspruch aus der Bibel ist bezeichnend für ihn: "Unsere Hoffnung steht fest". Meisner wusste, dass er von der Stasi abgehört wird. Genau das motiviert ihn, seinen Kurs weiterzuhalten. "Ich habe immer gesagt: Keine Angst, der Hörer an der Wand hört seine eigene Schand. Ich habe nie Angst gehabt. Ich sage nichts Böses, ich sage es so, wie ich die Wirklichkeit erlebe und wie ich die Zukunft sehe. Das brauche ich nicht verschweigen", so der Kardinal in einem domradio.de-Interview. Die Kanzel nutzte Meisner für seine gewohnt scharfen Predigten und wirkte auch im Geheimen: In seiner Berliner Privatkapelle weihte er Priester aus der benachbarten Tschechoslowakei, wo Priesterweihen vom Staat verboten waren. Den bedrängten Christen in der DDR machte er Mut, der Kommunismus werde keinen Bestand haben.
Überraschender Wechsel nach Köln
Einen Freund und Bruder im Geiste fand Joachim Kardinal Meisner in Johannes Paul II. Der Papst aus Polen ernannte ihn zum neuen Erzbischof von Köln - zur Überraschung des Kölner Domkapitels. Der damalige Papst schickte den Kardinal aus der DDR in den Westen und sagte in scheinbarer Voraussicht, andere würden ihm auf diesem Weg folgen. Im Februar 1989 wurde Meisner im Kölner Dom in das neue Amt eingeführt, kurz vor der Wende. Wie kaum ein Anderer in Deutschland erhob er die Stimme, wenn er gesellschaftliche Fehlentwicklungen sah. Er forderte den Schutz des ungeborenen Lebens, erinnerte die CDU an das C in ihrem Namen und mahnte aus seiner eigenen Erfahrung mit der DDR an, was in einer Gesellschaft ohne Gott passieren könne. Dafür erntete er auch immer wieder Gegenwind. An dem Erzbischof aus Köln schieden sich die Geister.
Meisner: Dankbarkeit Grundtenor seines Lebens
Kardinal Meisner ist es zu verdanken, dass 2005 der Weltjugendtag in die Domstadt kam - für viele der Höhepunkt in seiner Zeit in Köln. Kardinal Meisners persönlicher Höhepunkt war, dass er "zum Priestertum erwählt wurde. Der Apostel Paulus sagte es ausdrücklich: Was hast du, das dir nicht geschenkt wurde. Und darum ist der Grundtenor meines Lebens die Dankbarkeit".