Martin Luther hat nach Recherchen des Göttinger Namensforschers Jürgen Udolph drei Nachnamen benutzt. "Geboren wurde er als Martin Luder. Das weiß aber kaum ein Mensch", sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag in Göttingen. Das plattdeutsche Wort sei schon damals sehr negativ behaftet gewesen und in etwa "liederlich" und "lotterhaft" bedeutet. Ab Sommersemester 1517 habe der Professor und Dekan der Theologischen Fakultät erstmals mit dem hochdeutschen "Luther" unterschrieben.
Grund dafür ist laut Udolph auch seine gesellschaftliche Stellung. "Denn das Hochdeutsche begann damals allmählich die Sprache der oberen Zehntausend zu werden", so der Wissenschaftler.
Martin "Elutherius"
Ab 1. November 1517 gebe es zudem sichere Belege für die Variante "Eleutherius" von Griechisch "frei", der "Befreite". Das passe theologisch zu Luthers "Sichtweise als 'freier Christenmensch'", erklärte der Forscher. So habe Luther aber nur im Familien- und Freundeskreis unterzeichnet, und auch nur 15 Monate lang.
Der Name "Martinus Lutherus", mit dem er laut der Weimarer Luther-Ausgabe seine Briefe unterzeichnete, ist dagegen laut Udolph eine Erfindung des Herausgebers der Briefbände, einem Schüler Luthers. "Dabei hat sich der Reformator nicht ein einziges Mal so genannt." Es gebe sogar Hinweise, dass er die damals beliebte Latinisierung von Namen nicht schätzte.