Naumburger Dom feiert Altar-Rückkehr

Es bleibt ein umstrittenes Kunstprojekt

Seit Samstag ist der Marienaltar von Lucas Cranach - ergänzt um einen modernen Mittelteil von Michael Triegel - wieder im Naumburger Dom zu sehen. Die Domstifter hoffen, dass er dauerhaft dort bleiben kann.

Marienaltar im Naumburger Dom / © Rico Thumser (epd)
Marienaltar im Naumburger Dom / © Rico Thumser ( epd )

Ein Jahr lang war er auf Reisen: Am Samstagabend ist die Rückkehr des umstrittenen Cranach-Triegel-Altars in den Naumburger Dom mit einer musikalischen Vesper gefeiert worden. Domdechantin Karin von Welck sprach von "vorgezogenen Weihnachten". Sie hofft, dass die jetzt gefundene Lösung auch über 2025 hinaus Bestand haben wird.

Der Marienaltar war bereits von Juli bis Dezember 2022 im Westchor des Domes zu sehen, der zum Unesco-Welterbe gehört. Der ursprünglich zwischen 1517 und 1519 von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) geschaffene Altar war im Zuge der Reformation teilweise zerstört worden. Nur die beiden Seitenflügel blieben erhalten. Der 1968 geborene Leipziger Maler Michael Triegel ergänzte ihn um einen Mittelteil.

Kritik von verschiedenen Stellen

Die Wiederaufstellung des Altars war stets umstritten. Kritik kam unter anderem vom Internationalen Rat für Denkmalpflege Icomos, der im Auftrag der Unesco Welterbestätten begutachtet. Demnach soll der Altar die Sichtachsen auf die zwölf Stifterfiguren im Westchor verdecken, insbesondere auf die der Uta von Naumburg. Auch über eine mögliche Aberkennung des 2018 verliehenen Unesco-Welterbetitels wurde diskutiert. Vor diesem Hintergrund hatten die Domstifter 2022 eine zunächst für drei Jahre geplante Ausstellung verkürzt und den Altar auf Reisen geschickt.

Naumburger Dom / © tilialucida (shutterstock)

Der Altar war nach Angaben der Vereinigten Domstifter am Dienstag und Mittwoch mit einem Kran wieder in der Kirche aufgestellt worden. Während der Vesper am Samstag wurden die Seitenflügel begleitet von adventlichen Gesängen der Naumburger Domsingschule geöffnet. Er soll bis Juli 2025 präsentiert werden - bis zur Passionszeit durchgehend geöffnet, danach nur an Wochenenden und Feiertagen. Dem habe das Welterbezentrum der Unesco zugestimmt, hieß es.

Weichen für die Zukunft seien gestellt

Domdechantin Welck hofft, dass die jetzt gefundene Lösung auch über 2025 hinaus Bestand hat. Die richtigen Weichen für die Zukunft seien nun gestellt, betonte sie. An der Vesper am Samstag nahmen auch der evangelische Regionalbischof Johann Schneider und der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige teil.

Dass Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) an der Vesper teilnahm, betrachte sie als kleines Zeichen der Landesregierung, dass das Anliegen der Vereinigten Domstifter dort unterstützt werde, sagte Welck. Zieschang selbst sprach gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) von einem rein privaten Besuch.

Das Thema ein für allemal lösen

Stiftsdirektor Holger Kunde sagte, um eine endgültige Lösung für den Altar zu erreichen, sollte nicht bis 2025 gewartet werden. Bereits im kommenden Jahr würden alle diplomatischen Kanäle bespielt, um das Thema ein für allemal zu lösen. Der Historiker Andreas Ranft sagte, auf allen Seiten gebe es guten Willen zur Einigung.

Ranft ist gemeinsam mit Welck Herausgeber eines Tagungsbandes, der Beiträge eines wissenschaftlichen Symposiums vom November 2022 in Naumburg enthält. Das Buch wurde am Samstag von den Vereinigten Domstiftern vorgestellt. Die Beiträge befassen sich unter anderem mit historischer Quellenforschung und kunsthistorischen Einordnungen des Altars, hieß es. 

Quelle:
epd