Caritas-Altpräsident Georg Hüssler vor 100 Jahren geboren

Netzwerker und Anwalt der Armen

Mehr als zwei Jahrzehnte, von 1969 bis 1991, leitete und prägte Georg Hüssler den Deutschen Caritasverband. Und intensivierte das weltweite humanitäre Engagement von Caritas international. An diesem Mittwoch wäre er 100 Jahre alt geworden.

Autor/in:
Volker Hasenauer
Georg Hüssler im Jahr 2001 (KNA)
Georg Hüssler im Jahr 2001 / ( KNA )

Georg Hüssler hat wie kaum ein anderer über Jahrzehnte die Arbeit und Entwicklung des Deutschen Caritasverbandes (DCV) gestaltet. Auch den Aufbau internationaler Hilfsstrukturen - das deutsche Hilfswerk Caritas international ist heute weltweit in Krisen- und Armutsregionen aktiv - prägte Hüssler maßgeblich mit. Er reiste in Konfliktregionen und richtete im nigerianischen Bürgerkrieg Ende der 1960er Jahre die erste Caritas-Luftbrücke für die hungernden Menschen im Biafra-Krieg ein. 22 Jahre lang leitete er Europas größten Sozialverband. Am 7. Juli vor genau 100 Jahren wurde Hüssler im saarländischen Einöd geboren.

Erinnerung an den Sozialpionier

Die Katholische Akademie Freiburg erinnert Ende Juli mit einer Online-Tagung an den Sozialpionier: Experten analysieren, wie stark Hüssler Kirche und Caritas mitgestaltete. Der aktuelle Chef des Auslandshilfswerks Caritas international, Oliver Müller, beschreibt die derzeitigen Herausforderungen und Probleme der humanitären Hilfe und Entwicklungsarbeit.

Hüssler wuchs als Sohn eines elsässischen Vaters und einer badischen Mutter im Elsass auf und studierte - wie er selbst sagte - mit Leidenschaft Medizin. Hatte sein älterer Bruder als Priesteramtskandidat den Militärdienst auf französischer Seite abgeleistet, so kam der junge Georg als angehender Mediziner 1942 zum Sanitätsdienst der deutschen Wehrmacht. In Nordafrika und später in Rumänien erlebte er hautnah Leid und Elend des Kriegs. Geprägt hat den Sanitäter zugleich die Erfahrung, dass es in der Not immer auch Menschen gibt, die helfen.

Nach zweimaliger Kriegsgefangenschaft wurde Hüssler im Vatikan interniert. Die Ruhe nach dem Chaos des Weltkriegs und die Begegnung mit den Kriegsgefangenen helfenden Priestern ließen in ihm den Entschluss reifen, Priester zu werden. Hüssler studierte am Germanicum in Rom Theologie und wurde 1951 zum Priester geweiht. Nach seinem Einsatz als Vikar in Mannheim 1957 kehrte er für eine theologische Promotion nach Rom zurück.

Caritas-Zeit

Dann aber begann in Freiburg seine Caritas-Zeit, wo er nach eigenen Worten seine "Lebensaufgabe und Heimat" fand: zunächst ab 1965 als Assistent bei Präsident Alois Eckert, zwei Jahre später als Generalsekretär sowie ab Oktober 1969 - und bis zum Ruhestand 1991 - als Präsident. Zusätzlich war er von 1975 bis 1983 Präsident des internationalen Dachverbandes "Caritas Internationalis" in Rom.

Zu den schwierigsten Missionen im Leben des Anwalts der Armen gehörten seine humanitären Einsätze - etwa in die nigerianische Region Biafra, wo er während des Bürgerkriegs Hilfen zur Selbsthilfe vermittelte. "Das Wichtigste sind nicht die Organisationen, diese sind nur Instrumente", fasste Hüssler einmal seine Erfahrungen und Leitmotive zusammen. "Das Wichtigste ist die Beziehung von Mensch zu Mensch."

Lebensende

Die letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod am 14. April 2013 verbrachte Hüssler in einer Freiburger Alteneinrichtung. Und pflegte von dort aus sein weites Netz persönlicher Kontakte: von der lokalen bis zur internationalen Ebene. Zu Hüsslers 100. Geburtstag hat der Deutsche Caritasverband nun eine Initiative gestartet, um eine Freiburger Straße nach ihm zu benennen.


Georg Hüssler, hier 2011 mit Erzbischof Zollitsch (KNA)
Georg Hüssler, hier 2011 mit Erzbischof Zollitsch / ( KNA )
Quelle:
KNA
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