"Wir versprechen es." Feierlich klingt die Zusage der 28 Mädchen und 25 Knaben an diesem letzten Januarsonntag, die sie unisono Domdechant Robert Kleine geben. Schließlich will der Domkapitular von den Neun- und Zehnjährigen wissen, ob diese mit ihrem Chorgesang von nun an bereit zu einem zuverlässigen Dienst in der Liturgie des Domes sind – "zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen", wie er formuliert. Und er betont, dass dieser Dienst Können, Fleiß und Einsatz erfordere sowie mit Sorgfältigkeit und dem nötigen Ernst versehen werden müsse.
Aufregender Moment
Es ist ein aufregender Moment für die jungen Nachwuchssängerinnen und –sänger, die zunächst in festlicher Prozession für dieses traditionelle Zeremoniell durch den Mittelgang der Kathedrale in den Altarraum eingezogen sind und dabei das für dieses Aufnahmeritual obligatorische "Tria sunt munera" gesungen haben. Ein Jahr lang haben sie sich auf diesen Tag vorbereitet und auch den finalen Aufnahmetest erfolgreich bestanden, wie Domkapellmeister Eberhard Metternich vor der Gemeinde öffentlich erklärt.
Nun also kommt es für die insgesamt 53-köpfige Nachwuchsriege des Kölner Domchores und des Mädchenchores am Kölner Dom darauf an, auch offiziell in diese Gemeinschaft aller Dienste am Dom aufgenommen zu werden.
Nach zwei "Testdurchläufen" im vergangenen Sommer und dann noch einmal im November werden alle neuen Sängerinnen und Sänger nämlich von nun an immer im 14-tägigen Rhythmus den Platz auf dem Chorpodest im südlichen Seitenschiff des Kölner Domes einnehmen und fester Bestandteil der Hoch- und Pontifikalämter sein. Dafür steht jeder der Viertklässler – die meisten kommen aus der Kölner Domsingschule – mit seinem Namen, der jeweils vorgelesen wird, ein.
Und dafür haben die Kinder der B-Chöre schließlich auch immer wieder fleißig mit ihren Chorleitern Metternich und Oliver Sperling geprobt. Natürlich auch die Regeln, die für gemeinschaftliches Singen erforderlich sind, und die notwendige Disziplin bei offiziellen Anlässen, damit der Hörgenuss im Ernstfall auch etwas fürs Auge ist. Schließlich wird jede Dommesse vom domradio.de live in Wort und Bild übertragen.
Lob von den Chorleitern
Doch nach der Premiere ihres großen Auftritts mit der "Messe solennelle" von Louis Vierne gibt es von beiden Chorleitern nur Lob. "Es macht Freude, die Entwicklungsschritte der Knaben innerhalb nur eines Jahres zu beobachten", sagt Domchorleiter Metternich. "Die meisten entwickeln in dieser Zeit eine ganz eigene Selbständigkeit ihrer Stimme. Die Gruppe, die eingeführt wurde, bildet in zwei Jahren die Stütze des Domchores."
Auch Sperling motiviert seine kleinen Sängerinnen mit viel Zuspruch: "Die Kinder waren heute mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache und haben ihren Part angesichts einer solchen musikalischen Herausforderung ganz wunderbar bewältigt. Schließlich braucht es schon eine gehörige Portion Mut dafür, in der ersten Reihe für alle sichtbar zu stehen und einer derart anspruchsvollen Komposition in lateinischer Sprache gewachsen zu sein." Immerhin ist die Vierne-Messe, die zum festen Repertoire beider Chöre zählt und nun schon seit Jahren bei dieser Aufnahmefeier gesungen wird, auch für die Chorleiter selbst immer wieder eine spannende Aufgabe, die sich vornehmlich aus der schwierigen Akustik des Domes ergibt.
Bei der bewusst doppelchörigen Aufstellung im Süd- und Westseitenschiff ist eine Verständigung im Dirigat weitestgehend nur über Sichtkontakt zu erreichen. Denn erfahrungsgemäß macht es die Akustik des Domes unmöglich, sich allein aufs Hören zu verlassen.
"Da muss es schon ganz genau stimmen, wenn zwei so große Chöre mit über 300 Sängern von unterschiedlichen Orten aus gemeinsam musizieren", erklärt Metternich. "Allerdings haben wir bei dieser Form der Verständigung mittlerweile auch viel Erfahrung miteinander und kennen uns gegenseitig gut", ergänzt Domkantor Sperling. Ausladendere Bewegungen müssten das Dirigat absolut eindeutig machen. Die beiden Organisten, die Vierne bei dieser Messe vorgesehen hat, sind im Dom über einen kleinen Monitor mit den Dirigenten verbunden, während ihnen die Einsätze der Chöre per Mikrophon über einen Lautsprecher zugespielt werden. "Etwas direkter als in Echtzeit", erläutert Sperling.
Aufwendiges Zusammenspiel der Chöre
Dieses aufwendige Zusammenspiel erfordere von allen viel Konzentration. Am Ende aber stimme das Gesamtpaket. Denn das Ergebnis zeige, dass ein solches Werk in Köln nicht nur machbar sei, sondern hervorragend in diesen Raum und in die Liturgie passe. "Letztlich ist diese cis-Moll-Messe ideal für die spezifischen Möglichkeiten des Kölner Domes." Sie zu singen mache sogar den Jüngsten viel Spaß.
Zu Beginn des Kapitelsamtes hatte Hauptzelebrant Dompropst Gerd Bachner betont: "Die Liturgie ist das Herzstück unseres Glaubens. Die Liturgie – davon leben wir. Das tragen wir in den Alltag hinein." Die Chöre und die Dommusik bereicherten die Feier der Liturgie. Und auch Domdechant Kleine wertete das Engagement der Chöre als eine "wichtige und wesentliche Aufgabe" innerhalb der Liturgie. "Mit Eurem gesungenen Gotteslob erweist Ihr Gott die Ehre und erfreut zugleich das Herz aller Menschen, die hier im Dom zum Gottesdienst versammelt oder über die Medien mit uns verbunden sind."
Nachdem er die Mädchen und Jungen für ihren neuen Dienst gesegnet hatte, gab er ihnen das Psalmwort "Dient dem Herrn in Freude" mit auf den Weg und fügte mit Nachdruck hinzu: "Das ist mein Wunsch für Eure Zeit am Dom, die hoffentlich lange währt."