KNA: Herr Kardinal Koch, in diesem Jahr feiern die Christen in aller Welt Ostern am selben Tag. Was wäre nach Ihrer Ansicht der beste Weg, um auf Dauer zu einer Verständigung über ein gemeinsames Osterdatum aller Kirchen zu gelangen?
Kardinal Kurt Koch (Präfekt der Vatikanbehörde zur Förderung der Einheit der Christen): Prinzipiell kann ich sagen: Es ist notwendig, ein gemeinsames Datum für die Kirchen des Westens und des Ostens zu finden, ohne neue Spaltungen zu provozieren. Das Problem ist auch dadurch entstanden, dass wir seit Papst Gregor XIII. im Westen und im Osten zwei verschiedene Kalender haben.

Die katholische Kirche hat schon beim Zweiten Vatikanischen Konzil im Anhang zur Liturgie-Konstitution betont, dass sie bereit ist, ein gemeinsames Datum anzunehmen, wenn alle anderen Kirchen einen Konsens finden. Und das ist auch die offene Position, die Papst Franziskus vertritt.
KNA: Und wie kommt man zu einem solchen Konsens?
Koch: Es ist wichtig herausfinden, ob es einen Vorschlag gibt, dem alle christlichen Kirchen zustimmen könnten. Dazu könnte man eine Umfrage unter allen Kirchen machen, um herauszufinden, in welche Richtung es gehen könnte. Aufgrund der eingegangenen Antworten der verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften könnte man dann schauen, wie man weitergehen kann.
KNA: Und welche Möglichkeiten gäbe es?
Koch: Es sind bereits verschiedene Möglichkeiten diskutiert worden. Es gibt zum Beispiel den Vorschlag, einen bestimmten Sonntag im April zu wählen, unabhängig von allen astronomischen Berechnungen. Man könnte auch überlegen, Ostern nahe an das Datum des jüdischen Pessah-Festes zu binden.
Zu denken ist auch an den Vorschlag, der auf die ökumenische Konsultation von Aleppo im Jahr 1997 zurückgeht. Dort hatten der Ökumenische Rat der Kirchen und der Rat der Kirchen im Mittleren Osten ein gemeinsames bewegliches Osterdatum vorgeschlagen.
KNA: Gibt es denn eine Art Königsweg?
Koch: Man wird sehen müssen, welcher Vorschlag konsensfähig sein wird. In jedem Fall muss dabei sehr sensibel vorgegangen werden, damit einzelne Kirchen nicht den Eindruck gewinnen, dass ihnen ein Datum aufgezwungen wird. Und die Gefahr von möglichen neuen Spaltungen ist zu vermeiden.
Das Interview führte Ludwig Ring-Eifel.