Neue Ansprechpersonen bei Missbrauchsverdacht im Bistum Speyer

"Stehen Betroffenen Rede und Antwort"

Nach acht Jahren ist die bisherige Ansprechpartnerin für Missbrauchsverdachtsfälle im Bistum Speyer, die Psychologin Dorothea Küppers-Lehmann, verabschiedet worden. Mit viel Lob. Nun gibt es zwei neue Ansprechpersonen.

Speyrer Dom bei Nacht / © U. J. Alexander (shutterstock)

Für Verdachtsfälle auf sexuellen Missbrauch im Bistum Speyer gibt jetzt zwei neue unabhängige Ansprechpersonen: die Diplompsychologin und Psychotherapeutin Heike Jockisch sowie die Soziologin und Familientherapeutin Gabriele Obereicher. "Sie stehen den Betroffenen ab sofort Rede und Antwort, führen Gespräche und bieten Unterstützung", teilte das Bistum am Freitag mit. Beide sind über die Email ansprechperson@bistum-speyer.de erreichbar.

Karl-Heinz Wiesemann / © Julia Steinbrecht (KNA)

Nach mehr als acht Jahren Tätigkeit wurde die bisherige Ansprechpartnerin, die Psychologin und Pädagogin Dorothea Küppers-Lehmann, offiziell verabschiedet. Sie war am 1. Dezember 2016 für dieses Ehrenamt ernannt worden, das sie zunächst neben ihrem Beruf ausübte. 

Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand wurde die Tätigkeit - so Bischof Karl-Heinz Wiesemann - "mehr und mehr zu ihrer neuen Lebensaufgabe und Herzensangelegenheit". Wiesemann sagte mit Blick auf Küppers-Lehmann: "Sie konnten in der Regel das tiefe Vertrauen der Betroffenen gewinnen."

Ansgar Schreiner gab Amt mit Kritik ab

Küppers-Lehmann habe mit mehr als 80 betroffenen Menschen in Kontakt gestanden. Zunächst bildete sie mit Ansgar Schreiner, dem ehemaligen Direktor des Amtsgerichts Ludwigshafen, ein Tandem. Zum 1. Oktober 2021 gab Schreiner jedoch sein Amt als Ansprechpartner für vom Missbrauch Betroffene ab. Schreiner begründete seinen Schritt damals mit Kritik am neuen kirchlichen Verfahren zur Zahlung von Anerkennungsleistungen. Es sei intransparent, bürokratisch und zu langsam. Auch könne es zu neuen Traumatisierungen von Missbrauchsbetroffenen führen.

Seit dem Ausscheiden Schreiners war Küppers-Lehmann alleinige Ansprechperson im Bistum Speyer, und damit zugleich auch Mitglied im bischöflichen Beraterstab für Fragen sexuellen Missbrauchs sowie ständiger Gast in der Unabhängigen Aufarbeitungskommission und auch im Betroffenenbeirat des Bistums. Ein Mitglied des Betroffenenbeirats wird nun mit den Worten zitiert: "Mit deiner Hilfe konnten sich, vielleicht nicht immer, aber oftmals, Lebensscherben wieder ein wenig zusammenfügen."

Künftig übernehmen zwei neue unabhängige Ansprechpersonen im Bistum Speyer die Aufgaben von Dorothea Küppers-Lehmann: Jockisch war zuletzt Einrichtungsleiterin des SOS-Kinderdorfs Kaiserslautern. Obereicher war leitende Mitarbeiterin einer Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, Kindesmisshandlung und Vernachlässigung sowie freie Mitarbeitende für die Aufarbeitungskommission des SOS Kinderdorf e.V.

Aktuell laufen laut Bistum zudem "Gespräche mit einer dritten potenziellen unabhängigen Ansprechperson".

Bistum Speyer

Das Bistum Speyer ist eine der ältesten deutschen Diözesen. Das Bistum zählt 436.850 Katholiken und erstreckt sich auf einer Fläche von 5.893 Quadratkilometern. Es umfasst die Pfalz im Bundesland Rheinland-Pfalz und den Saarpfalz-Kreis im Saarland. In seinen heutigen Grenzen besteht das Bistum seit 1817. 

Blick auf den Kaiserdom in Speyer / © Frank Rumpenhorst (dpa)