Alles begann mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine vor etwas mehr als drei Jahren. Die neue geopolitische Situation hatte auch Folgen für Köln und den Dom. Wir erinnern uns: Energieengpässe, Diskussionen über Nord Stream 2 und Flüssiggas prägten diese Zeit - und stellten auch die Frage nach der Beleuchtung öffentlicher Gebäude.
Im energiearmen Herbst 2022, Monate nach dem Kriegsausbruch, entschied man sich am Rhein die Außenbeleuchtung des Kölner Doms vorerst abzuschalten. Der eigentliche Stromverbrauch wog damals weniger schwer als das Symbol der Solidarität. Ein Dreivierteljahr später, zu Ostern 2023 wurde eine neue Lösung für die Dombeleuchtung gefunden. Von nun an wurde die Kathedrale quasi "auf Sparflamme" illuminiert, mit einer indirekten Beleuchtung vom Inneren der beiden Domtürme.
Neues Lichtkonzept nach drei Jahren
Obwohl sich die Energielage in Deutschland seitdem entspannt hat, dauerte es doch drei Jahre gedauert, bis der Dom nun in neuem Licht erstrahlt. Die Verantwortlichen von Stadt, Dom und RheinEnergie haben diese Zeit genutzt, um die in die Jahre gekommene Beleuchtungsanlage komplett auszutauschen. Nun wird der Dom von 700 präzise eingestellten LED-Lampen angestrahlt, die über rund zwölf Kilometer Kabel verbunden sind.

"Die neue Beleuchtung macht den Dom vom Diamanten zum Brillanten", bringt Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker das neue Lichtkonzept auf den Punkt. Der Dom sei als Wahrzeichen Kölns an sich schon ein Diamant, aber so wie der Feinschliff aus einem Edelstein einen Brillanten mache, bringe das neue Lichtkonzept der Bonner Firma "Licht Kunst Licht" - die übrigens gerade auch an der Beleuchtung der Sagrada Familia arbeitet - Deutschlands meistbesuchte Kirche erst recht zum Leuchten.

Spirituelle Dimension des Lichts
Gerade dieser Ostersonntag passe auch spirituell und symbolisch besonders gut ins Konzept, sagt Dompropst und Generalvikar Msgr. Guido Assmann gegenüber DOMRADIO.DE. "Es kamen eigentlich nur zwei Termine infrage: den Dreikönigstag oder das Osterfest." Da das Osterfest ohnehin eng mit der Symbolik des Lichts verbunden sei, habe sich dieser Termin besonders angeboten, so Assmann.
Kritik von Umweltschützern wird zurückgewiesen
Obwohl das neue Beleuchtungskonzept erheblich Strom einspart, gibt es auch Kritik. Bereits vorab bemängelte der BUND, dass die Lichtverschmutzung durch die neue Beleuchtung noch zunehme und letztlich das Naturbiotop Kölner Dom und die dort lebenden Insekten gefährde. Die Verantwortlichen weisen diesen Vorwurf allerdings vehement zurück; die neue Technik lasse sich gezielter einsetzen als die alte.

Der Umweltausschuss der Stadt Köln sei in die Planungen einbezogen gewesen, betont Oberbürgermeisterin Reker, räumt aber ein, dass jede Illumination stets eine Abwägung zwischen dem Wohl der Natur und der Symbolkraft des Lichts erfordert. Einen ähnlichen Standpunkt vertritt auch der Umweltverband NABU, der zwar grundsätzlich Lichtverschmutzung kritisiert, jedoch bei anderen Bauwerken, etwa den Rheinbrücken, größeren Handlungsbedarf sieht als beim Kölner Dom.
Hunderte Begeisterte auf der Domplatte
Die Kölnerinnen und Kölner scheinen das ähnlich zu sehen: Mehrere Hundert Menschen hatten sich am Sonntagabend in gespannter Erwartung vor der Kathedrale versammelt. Tosender Applaus brandete auf, als sich der Dom erstmals in seinem neuen Lichtgewand zeigte.
Für Dompropst Guido Assmann ist das auch eine Chance, den Menschen in Zeiten der Säkularisierung einen ersten Kontakt zur Kirche zu ermöglichen: "Sicherlich führt eine Beleuchtung nicht automatisch zum Glauben, aber der Dom steht für mehr als nur ein Gebäude:"