Vor vier Jahren wurde Papst Franziskus von einem genügenden Teil der damals 115 Kardinäle für den richtigen Kapitän gehalten, um einen neuen Kurs für die katholische Kirche einzuschlagen. Eine der ersten der inzwischen so vertrauten franziskanischen Symbolhandlungen: Einen seiner Wähler, einen gehbehinderten Senior im Rollstuhl, schob der neue Papst persönlich aus dem Konklave hinaus.
Kardinäle kommen und gehen. Und wer als Brückenbauer seinen Baustil über die eigene Amtszeit hinaus fortgesetzt wissen will, muss eben auch dieses Wahlgremium in seinem Sinne prägen. Kardinäle, so wollen es die Vorschriften seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), verlieren mit Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren ihr Stimmrecht bei der Papstwahl. Zudem hat Johannes Paul II. (1978-2005) die Obergrenze der Wähler auf 120 festgelegt. Das heißt: Die Zusammensetzung des päpstlichen Ältestenrates kann sich binnen weniger Jahre gründlich ändern.
Problemkinder der Weltkirche
Franziskus hat bei seinen bislang nur drei Konsistorien gleichwohl eifrig Kardinäle in eigener Sache gemacht. Er ist dabei, wie immer, "an die Ränder" gegangen: Tonga statt Brüssel, Kapverden statt Venedig. Solcherart ernstgenommene Problemkinder der Weltkirche werden beim nächsten Konklave wohl nicht den Kandidaten des alteuropäischen Establishments wählen. Bei der vatikanischen Reise nach Jerusalem waren zuletzt wegen runder Geburtstage außergewöhnlich viele Plätze frei geworden. Nun ist erstmal für einige Monate Pause - bis im Februar 2018 der Italiener Antonia Maria Veglio qua Alter ausscheidet.
Kardinäle weg von Europa
Franziskus hat die Gunst der Stunde genutzt, um die zuletzt entstandenen Lücken optimal auszufüllen. Mit den fünf neu ernannten Kardinälen, die am Mittwoch (28. Juni) ihr Birett erhalten, zählt der Senat des Papstes nunmehr 225 Mitglieder, davon 121 Wahlberechtigte.
Und die fünf Neuen sind typische "Franziskanische": Mit einer Ausnahme - dem Erzbischof von Barcelona Juan Jose Omella (71), kommen sie von den fast sprichwörtlichen Rändern: aus dem lutherischen Schweden, aus Mali, Laos und El Salvador.
Schon seit Pius XII. (1939-1958) ist das Kardinalskollegium nach und nach immer internationaler geworden. Unter Franziskus jedoch ist der Trend "weg von Europa" ganz augenfällig. Durch die konsequente Ernennung vieler Nichteuropäer ist die quasi naturgesetzliche absolute Mehrheit der Europäer bei der Papstwahl, wie sie seit jeher besteht, schon gekippt; die von Europäern plus Nordamerikanern wackelt bedenklich. Und: Schon 60 aller 225 Kardinäle, Stand Ende Juni, hat Franziskus selbst ernannt.
Mehr Ordensbrüder
Ab Mittwoch kommen von den dann 121 Wahlberechtigten 53 aus Europa, davon 24 aus Italien. Mittel- und Südamerika stellt künftig 20 Wähler, Nordamerika 13, Asien und Afrika je 16 und Ozeanien 3. In einer anderen Proporzfrage hat Franziskus zuletzt deutlich aufgeholt.
Konnten im Konklave von 2013 noch 17 Ordensleute ihre Stimme abgeben, so werden es mit der Ernennung des Stockholmer Karmeliten Anders Arborelius (67) künftig 22 sein.
Seit Franziskus (durch seine eigene Wahl) und ein indonesischer Ordensbruder aus Altersgründen 2014 aus dem Kreis der Wähler ausschieden, trägt kein einziger Jesuit unter 80 Jahren mehr den Purpur.
Allerdings: Die Mitglieder des größten Männerordens der katholischen Kirche sollen ja laut ihren Statuten ohnehin nicht nach kirchlichen Ämtern streben.
Präsenz der Ordensleute wohl bis 2047 gesichert
5 der künftig 22 wahlberechtigten Ordensleute sind Salesianer Don Boscos - einer Gemeinschaft, die sich den Bereichen Jugend, Bildung und Mission verschrieben hat. Dazu zwei europäische Dominikaner, zwei Franziskaner, zwei Spiritaner, ein Karmelit, ein Sulpizianer, ein Augustiner-Rekollekt, ein Zisterzienser, ein Vinzentiner, ein Herz-Jesu-Missionar, ein Redemptorist, ein Pater der Kongregation vom Heiligen Kreuz, ein Mitglied der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, ein Mitglied des maronitischen Ordens der Jungfrau Maria sowie ein Mitglied des Säkularinstituts Pius X.
Sollte sich der noch sehr junge Spiritaner-Erzbischof von Bangui in der Zentralafrikanischen Republik, Dieudonne Nzapalainga (50), bis dahin hinreichender Gesundheit erfreuen, dann wäre die Präsenz von Ordensleuten im Konklave zumindest bis 14. März 2047 gesichert.