Papst appelliert in Coronakrise an Gläubige

"Neue Nähe zueinander entdecken"

Mutmacher in schweren Zeiten: Inmitten der Coronakrise hat der Papst die Menschen aufgerufen, "eine neue Nähe zueinander" zu entdecken. "Wir sollten Beziehungen eingehen, die voller Aufmerksamkeit und Geduld sind", so Franziskus.

Optimistisch: Franziskus mit "Daumen hoch" / © Paul Haring (KNA)
Optimistisch: Franziskus mit "Daumen hoch" / © Paul Haring ( KNA )

Das sagte der Papst in einem Interview, das am Mittwoch von mehreren europäischen Zeitungen veröffentlicht wurde.

Allzu oft finde das gemeinsame Familienessen in großer Stille statt, weil die Eltern mit Fernsehen und die Kinder mit den Handys beschäftigt seien. "Sie sind wie Mönche, voneinander isoliert", kritisierte das Kirchenoberhaupt. Aber es sei wichtig, einander zuzuhören. Denn nur so verstehe man die Bedürfnisse des anderen. "Es existiert eine Sprache der konkreten Gesten, die wir bewahren müssen", mahnte der Papst. Der Schmerz dieser Tage wurzele darin, "dass wir uns für diese Gesten öffnen müssen".

Feine Gesten gehen im Alltag verloren

Es gebe sehr feine Gesten, die im Alltag bisweilen verloren gingen - "eine Streicheleinheit, eine Umarmung, ein Telefonat". Doch diese Gesten der Aufmerksamkeit "für die Kleinigkeiten des Alltags" seien das, was dem Leben Sinn gebe, betonte Franziskus.

Er dankte allen, die sich in der aktuellen Krise "mit konkreten Taten" für die Mitmenschen einsetzten. "Und ich bitte alle darum, jenen nahe zu sein, die geliebte Menschen verloren haben." Es sei nun die Pflicht aller, Trost zu spenden.

Das Verhalten jedes Einzelnen habe immer auch Auswirkungen auf das Leben der anderen, so der Papst weiter. Wer etwa keine Steuern zahle, sei mitverantwortlich dafür, wenn in Notlagen wie dieser Krankenhausbetten und Beatmungsgeräte fehlten.

Papst betet für Ärzte und Pfleger, "die ihr Leben gaben"

Am Morgen hatte Papst Franziskus bereits zum Gebet für die Opfer des Coronavirus aufgerufen. "Ganz besonders möchte ich, dass wir für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen beten, die in diesen Tagen gestorben sind. Sie haben ihr Leben gegeben im Dienst an den Kranken", sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch zu Beginn seiner Frühmesse im Vatikan.

Seine morgendlichen Gottesdienste feiert der Papst wegen der Virus-Krise derzeit nur im Kreis weniger Mitarbeiter. Die Feiern werden über das Internetportal "Vatican News" sowie von einzelnen italienischen Medien live übertragen. In den vergangenen Tagen hatte Franziskus verschiedene Gruppen erwähnt, die in der Krise besonders gefordert sind: Pflegerinnen, Ärzte, Politiker, Seelsorger, alte Menschen sowie Familien, die Kinder ständig zu Hause betreuen müssen.

Papst teilt Gebetsaufruf der Bischöfe Italiens

Der Papst unterstützt im Kampf gegen das Coronavirus eine Gebetsaktion der italienischen Bischöfe. Diese hatten angesichts der aktuellen Krise für Donnerstagabend um 21.00 Uhr zu einem landesweiten Rosenkranzgebet aufgerufen. "Ich mache mir diesen Appell zu eigen", wird Franziskus in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung der Italienischen Bischofskonferenz zitiert. Er werde das Gebet vom Vatikan aus begleiten.

Wie es weiter heißt, wird die Aktion auch von mehreren katholischen Bischofskonferenzen weltweit unterstützt. Wer sich beteiligen wolle, könne als Symbol der Verbundenheit und Hoffnung eine Kerze oder ein weißes Tuch am Fenster anbringen. Der italienische Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Gualtiero Bassetti bat die Gläubigen darum, vor allem für den Schutz betroffener Familien zu beten.


Quelle:
KNA