DOMRADIO.DE: Das Wort zum Sonntag hat einen sehr prominenten Sendeplatz. Die Konkurrenz um den Job als Sprecherin oder Sprecher ist groß. Womit haben Sie auf sich aufmerksam machen können?
Johanna Vering (Neue Sprecherin beim "Wort zum Sonntag", Pastoralreferentin in der Stabsstelle Kommunikation im Bistum Münster und katholische Theologin): Erst mal natürlich mit meiner Person. Eine Verkündigungssendung funktioniert über persönliche Geschichten. Ich habe in meiner Bewerbung versucht, so natürlich, verständlich und lebendig zu sprechen, wie ich es im Alltag und in meinen bisherigen Rundfunkverkündigungen im Radio versuche.
Inhaltlich habe ich mich mit einem Text über das Leben in der Ukraine im russischen Angriffskrieg beworben. Ich hatte ein Foto von einem alten Mann aus Lwiw bekommen, der mitten auf der Straße tanzte. Das hat mich als ein Mensch, der - Gott sei Dank - noch nie Krieg erlebt hat, nachdenklich gemacht. Die Gedanken hatten mich so sehr bewegt, dass ich etwas über dieses Leben im Krieg machen wollte, etwas über diese kleinen lebendigen Momente, die die Menschen vielleicht sogar aufrecht halten.
DOMRADIO.DE: Sie arbeiten im Bistum Münster. Mussten Sie Ihren Vorgesetzten oder gar den Bischof fragen, ob Sie das "Wort zum Sonntag" machen dürfen?
Vering: Die Entscheidung, meinen Namen für das "Wort zum Sonntag" in den Hut zu werfen, entstand nicht ganz von alleine. Es war eine Absprache unter anderem auch mit einem Vorgesetzten, und den Bischof haben wir auch informiert. Selbstverständlich muss der Bischof wissen, wer für sein Bistum beim "Wort zum Sonntag" ins Rennen geht.
DOMRADIO.DE: Warum ist Ihnen diese Aufgabe wichtig und welche Botschaft möchten Sie rüberbringen?
Vering: Ich finde, dass das "Wort zum Sonntag" oder überhaupt so eine Sendung mit einer solchen Reichweite eine unglaubliche Chance ist, um etwas Gutes zu sagen. Wir als christliche Gemeinschaft und als Katholische Kirche haben eine super Botschaft. Deswegen heißt sie ja auch Frohe Botschaft.
Ich will diese Botschaft auf verständlicher Art und Weise verkünden. Das ist so was wie mein Credo. Das heißt für mich, dass wir Menschen gut, richtig und wertvoll sind; dass wir in jeder Lebenslage von Gott geliebt sind; und dass wir das Leben nicht alleine schaffen müssen. Selbst wenn ich mich von den Menschen verlassen fühle, kann ich mich an Gott halten und ihn um Hilfe bitten, wenn ich es alleine nicht hinbekomme.
DOMRADIO.DE: Sie sind in Ihrem Bistum für die Rundfunkarbeit zuständig. Was ist bei so einen Fernsehauftritt anders als für den Hörfunk?
Vering: Ich zeige jetzt Gesicht. Ich bin körperlich anwesend. Deswegen gibt es für mich im Vorfeld Sprech- und Kameratrainings. Da gehören solche konkreten Fragen dazu, wie etwa was ich vor der Kamera für Kleidung trage? Die spielt gerade dann eine Rolle, wenn man vor einem Blue- oder einem Greenscreen steht.
Aber es stellt sich auch die Frage, wie man sich vor der Kamera verhält? Welche Rolle spielen Gestik und Mimik dabei? Wie präsentiere ich das, was ich sagen will? Das ist alles etwas anders als vor einem Mikrofon.
DOMRADIO.DE: Sie sind verheiratet und Mutter von drei Kindern. Wie fließt das in Ihr "Wort zum Sonntag" ein?
Vering: So wie das Leben in jede Verkündigung einfließt. Verkündigung passiert immer persönlich und kann nur über eine Person funktionieren. Alles das, was ich lebe, erlebe und erfahre, worüber ich mir Gedanken mache und es mit meinem christlichen Glauben in Verbindung bringe, all das wird ein Teil der Verkündigung.
Selbstverständlich spielt mein berufliches Leben und mein Privatleben dabei auch immer eine Rolle. Zum Beispiel wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin. Oft passieren dann Dinge, die für mich einen Verkündigungscharakter haben. Solche Situationen werden sicherlich im "Wort zum Sonntag" vorkommen.
DOMRADIO.DE: Das "Wort zum Sonntag" hat im Schnitt 1,24 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen. Sie erreichen also ungleich viel mehr Menschen als mancher Priester. Empfinden Sie es als Chance oder als Last, als katholische Frauenpower wahrgenommen zu werden?
Vering: Ich will beides gar nicht in Konkurrenz zueinander sehen. Das sind völlig unterschiedliche Formate. Trotzdem ist so eine Reichweite eine Chance für mich als einigermaßen junge Frau und Theologin, ein gutes und im besten Sinne kompetentes Gesicht von Kirche zu sein.
Wir sind beim "Wort zum Sonntag" ein vielfältiges Team und haben verschiedene Priester und Laien dabei, sodass wir ein gutes und vielfältiges Bild für die Katholische Kirche abgeben.
DOMRADIO.DE: Die Autoren und Autorinnen vom "Wort zum Sonntag" treffen sich zweimal im Jahr. Bei dem Treffen im vergangenen Jahr waren Sie schon dabei. Wie war das? Welche Atmosphäre herrscht untereinander?
Vering: Das war super. Es hat total Spaß gemacht und war toll, die Menschen des Teams kennenzulernen. Es gibt acht Sprecherinnen und Sprecher im Team und wir drei Neuen (Neben Johanna Vering noch Magdalena Kiess und Conrad Krannich, Anm. d. Red.) sind sofort herzlich aufgenommen worden.
Bei diesen Treffen gibt es Feedback, Input, Austausch und die Möglichkeit, sich persönlich kennenzulernen. Das finde ich wichtig und toll. Das Allerwichtigste ist aber, dass alle Spaß haben, das "Wort zum Sonntag" zu machen.
DOMRADIO.DE: Am 14. Dezember ist Ihr erster Einsatz. Haben Sie schon ein Thema?
Vering: Ja, ich habe zumindest etwas im Kopf. Das "Wort zum Sonntag" ist aber aktuell, was heißt, dass ich abwarten muss, was bis dahin in der Welt passiert. Hoffentlich nichts allzu Schreckliches, sondern etwas Schönes. Aber wie gesagt, eine Grundlinie habe ich tatsächlich schon im Kopf. Die wird vorher aber natürlich nicht verraten.
Das Interview führte Dagmar Peters.