Neue Studie zu Missbrauchsfolgen im Bistum Trier angekündigt

Auf drei Jahre ausgelegt

Mit einer psychologischen Studie will die Aufarbeitungskommission im Bistum Trier die persönlichen Folgen von sexualisierter Gewalt für Betroffene analysieren. Die Studie versteht sich als Ergänzung zur laufenden Untersuchung.

Trierer Dom / © Canadastock (shutterstock)

Die Studie an der Universität Trier wird von der Kommission finanziert und von einer Forschungsgruppe unter der Leitung der Psychologin Petra Hank verantwortet, wie der Kommissions-Vorsitzende Gerhard Robbers am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.

Ergänzung zur laufenden Untersuchung

Die Studie versteht sich als Ergänzung zur bereits laufenden historischen Untersuchung zu Missbrauch in der Diözese, sagte Hank der KNA. Sie ziele darauf, die oft lebenslangen Folgen sexuellen Missbrauchs für Betroffene offenzulegen.

Untersucht werden solle auch, wie Betroffene Gewalterfahrungen bewältigten, außerdem Faktoren zu Belastung und Widerstandsfähigkeit sowie mögliche Spätfolgen des Traumas. Deshalb sollen auch Kinder von Betroffenen befragt werden, außerdem ihr soziales Umfeld und Mitglieder der Kirchengemeinden, in denen die Missbrauchstaten geschahen.

Der Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Der Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Untersuchung läuft seit Februar und ist auf drei Jahre angelegt.

Ergebnisse könnten 2026 präsentiert werden. Ziel sei, über die Folgen sexualisierter Gewalt aufzuklären sowie kirchliche und gesellschaftliche Strukturen offenzulegen, die Missbrauch begünstigten. Zugleich gehe es um Handlungsempfehlungen zu Kinderschutz und Prävention.

Auch soll erforscht werden, wie Betroffene besser bei der Bewältigung von Missbrauch unterstützt werden können. Das Forschungsprojekt will gleichzeitig auch Beschuldigte befragen.

Informationen zu Vorgehensweisen von Tätern

Hier gehe es um Informationen zu Vorgehensweisen von Tätern und um strukturelle Bedingungen von Gewalt in kirchlichen Einrichtungen. Die Studienautoren hoffen dazu auf eine Kooperation von Beschuldigten.

Die Forschungsgruppe ruft Betroffene, deren Kinder, aber auch Mitglieder von Kirchengemeinden, in denen Missbrauch durch Geistliche oder Mitarbeitende des Bistums stattfand, zur Teilnahme an der Studie auf.

Eine 2021 eingerichtete Kommission befasst sich mit der Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum Trier. Ein Historikerteam an der Universität Trier führt in ihrem Auftrag bereits eine historische Studie durch.

Bischof Bernhard Stein / © N.N. (KNA)
Bischof Bernhard Stein / © N.N. ( KNA )

Ein erster, im Dezember veröffentlichter Bericht ging auf Missbrauch in der Zeit des früheren Bischofs Bernhard Stein (1903-1993) ein.

Außerdem sind den Forschenden demnach für den Zeitraum von 1946 bis 2021 bislang 202 Beschuldigte und 544 Betroffene im Bistum bekannt.

Die historische Untersuchung läuft weiter. Die Leiter der historischen und psychologischen Untersuchungen, Lutz Raphael und Petra Hank, sind jeweils auch Mitglieder in der Aufarbeitungskommission.

Kommission zur Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Trier

Die "Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier" (UAK) hat sieben Mitglieder. Dem Gremium gehören Missbrauchsbetroffene wie auch Fachleute aus verschiedenen Berufen an. Die Kommission wurde durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann im Juni 2021 berufen. Vorsitzender und Sprecher des Gremiums ist der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers (SPD).

Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht (KNA)
Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA