Neues TV-Format bringt Glaube und Wissenschaft zusammen

"Beides schafft Vertrauen in die Zukunft"

"Lesch sieht Schwartz" heißt das neue TV-Format, in dem sich Wissenschaft und Glaube gemeinsam existenziellen Fragen nähern. Im Interview erläutert Thomas Schwartz, warum beides zusammengeht und unseren Alltag entschleunigen kann.

Zusammenarbeit in der Wissenschaft / © PopTika (shutterstock)
Zusammenarbeit in der Wissenschaft / © PopTika ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: "Hysterie ist auch keine Lösung" heißt die erste Folge. Wenn wir uns die aktuelle weltliche und kirchliche Nachrichtenlage anschauen – Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Kirchenkrise –, wer hat es schwerer: die Wissenschaft oder der Glaube?

Thomas Schwartz / © Dieter Mayr (KNA)
Thomas Schwartz / © Dieter Mayr ( KNA )

Thomas Schwartz (Hauptgeschäftsführer des Osteuropahilfswerks Renovabis, Priester und Autor): Ich glaube, die Menschen insgesamt. Der Kirche weht natürlich der Wind ziemlich ins Gesicht. Aber warum soll es ihr besser gehen als den meisten Menschen in unserer Gesellschaft? Hysterie und die Neigung zu einer Hysterie ist angesichts der Informationslage, in der wir leben, sicherlich eine Tendenz, der manche Menschen tatsächlich auch ausgeliefert sind. Aber ist das wirklich eine Lösung? Das ist auch der Inhalt unserer Sendung heute.

DOMRADIO.DE: Wo findet Hysterie denn nahrhaften Boden?

Schwartz: In einer unglaublichen Fülle an Informationen, die uns teilweise ungefiltert und mitunter auch unvorbereitet, das heißt auch unausgebildet zur Filterung dieser Information, entgegentritt. Die uns einfach überschwemmt wie eine Flutwelle und von der wir dann häufig mitgerissen werden, um im Bild zu bleiben.

Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Renovabis

Hysterie trifft in einer unglaublichen Fülle an Informationen, die uns teilweise ungefiltert und mitunter auch unvorbereitet entgegentritt, auf nahrhaften Boden

DOMRADIO.DE: Es soll ja heute Abend auch um diese Informationsflut gehen, der wir alle permanent ausgesetzt sind. Den Satz "Alles Panikmache in den Medien" haben wir alle oft genug gehört. Wie können wir denn dem mit Glaube und Wissenschaft entgegenwirken? Macht es vielleicht sogar die Kombination aus beidem?

Schwartz: Also ich denke, es ist gerade diese Kombination aus beidem, die erstens unser neues Format "Lesch sieht Schwartz" interessant macht, aber eben auch tatsächlich ein bisschen Ruhe in diese Problematik reinbringt. Denn Wissenschaften informieren, Wissenschaften können dadurch, dass sie Prognosen abgeben, ein bisschen für Vertrauen und für Sicherheit sorgen. Und der Glaube ist etwas, der sagt "sag mal, komm mal ein bisschen runter, du kannst dich rückbinden an einen, der zu dir sagt 'Ich bin bei dir, ich lass' dich nicht allein, ich geh' mit". Und beides zusammen schafft auch dieses Vertrauen in den nächsten Schritt in die Zukunft und lässt den Menschen ein bisschen ruhig werden in all' den Stürmen, die ihnen begegnen.

Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer des Osteuropahilfswerks Renovabis, Priester und Autor

Wissenschaft und der Glaube, beides zusammen, schafft Vertrauen in den nächsten Schritt und lässt den Menschen ruhig werden in all' den Stürmen, die ihnen begegnen

DOMRADIO.DE: Wenn wir jetzt mal ganz kurz weg vom Glauben an sich gehen, also weg von der Theologie und hin zum Glauben an etwas, dann habe ich manchmal das Gefühl, dass das aber so ein bisschen in die Wissenschaft reincrasht. Es gibt natürlich Wissenschaften, die bestimmte Dinge belegen, dann gibt es aber Leute, die sagen "Das glaube ich einfach nicht. Ich glaube an das, was ich möchte." Das ist auch problematisch.

 Der Physiker Harald Lesch bei einer Podiumsveranstaltung / ©  Stefan Puchner (dpa)
Der Physiker Harald Lesch bei einer Podiumsveranstaltung / © Stefan Puchner ( dpa )

Schwartz: Das ist in der Tat problematisch. Glaube ist ja immer eine Entscheidung, ob ich einem Wissenschaftler, einer Wissenschaft glaube oder ob ich einer Pfarrer, einer Religion glaube – letztlich muss ich mich immer selber entscheiden. Ich sage immer, es hilft mir doch in der Regel mehr, mich für etwas zu entscheiden, wo ich immer wieder eine zweite Meinung einholen kann, wie das in der Wissenschaft der Fall ist, aber auch bei der Religion und die mir hilft, mein Leben mit mehr Ruhe, mehr Gelassenheit, mehr Authentizität und mit mehr Kraft und Mut zu führen als mit Angst und Sorge und schriller Panikmache, wie das ja gerade in den letzten Jahren auch öfters der Fall gewesen ist.

DOMRADIO.DE: Wenn jetzt Leute hellhörig geworden sind und gespannt sind auf die erste Folge von "Lesch sieht Schwartz" heute Abend: Was erwartet die Menschen denn in diesem Format? Wir haben jetzt schon über das Inhaltliche gesprochen. Wie wird das Ganze denn aufgebaut, dass das schön vermittelt wird?

Schwartz: Wir sitzen beide im gleichen Boot - und zwar sprichwörtlich wenn Sie sich am Schluss die letzte Szene anschauen. Wir reden miteinander, wir sprechen miteinander. Und das tun wir als Freunde und das tun wir als Menschen, die einander vertrauen, die einander etwas erzählen wollen, die einander nicht anlügen, sondern aus ihren jeweiligen Herkünften, aus ihren jeweiligen Kontexten, das in ein Gespräch einbringen, was dem Anderen helfen kann, wieder mehr von einer Sache zu verstehen. Und so sollen ja auch eigentlich Gespräche zwischen Menschen, aber auch zwischen wissenschaftlichen Disziplinen ausgestaltet sein.

Das Interview führte Michelle Olion. 

ZDF mit neuem Format zu Feiertagen

Am Donnerstag, dem Fest Fronleichnam, startet das ZDF ein neues Gesprächsformat. In der Reihe "Lesch sieht Schwartz" sprechen der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch und der Theologe Thomas Schwartz über existenzielle Fragen, jeweils vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen, wie der Sender vorab in Mainz mitteilte.

Mikrofone von ARD und ZDF / © Soeren Stache (dpa)
Mikrofone von ARD und ZDF / © Soeren Stache ( dpa )

 

Quelle:
DR