Der 2018 verstorbene Mainzer Kardinal Karl Lehmann vermachte dem Institut seine Privatbibliothek mit 36.000 Büchern. Ein "wunderbarer Grundstock", so der Gründungsdirektor des Instituts, Johannes Helmrath. Vor Medienvertretern zog er eine Zwischenbilanz des Projekts. Demnach kann das Institut voraussichtlich wie geplant im Wintersemester 2019/20 seinen Lehrbetrieb aufnehmen.
Berufungen für fünf Professuren
Jetzt stehen die Berufungen für fünf Professuren an. Von 140 Bewerbern kamen 22 in die engere Auswahl, darunter ein Drittel Frauen. Zu besetzen sind Professuren für Biblische, Historische, Praktische und Systematische Theologie sowie für Theologische Ethik. Zugeordnet wird zudem die bisher an der evangelischen HU-Fakultät angesiedelte Guardini-Stiftungsprofessur für Religionsphilosophie und Theologische Ideengeschichte. Das Verhältnis von Lehrenden und Lernenden dürfte eng werden: Die Universität rechnet mit bis zu 40 neuen Bachelor-Studenten pro akademischem Jahr.
Die Studienangebote für Bachelor- und Masterabschlüsse sollen für Tätigkeiten in Bildung und Wissenschaft oder den Medien qualifizieren. Ausgearbeitet ist bereits die Ordnung für einen Bachelorstudiengang "Katholische Theologie" als Kernfach und Zweitfach mit Lehramtsoption. Damit können die noch am Seminar für Katholische Theologie der Freien Universität Berlin Studierenden ihre Ausbildung an der HU fortsetzen. Das Seminar wird zugunsten des größeren HU-Instituts aufgelöst.
Bachelorstudium "Religion und Gesellschaft"
Als "Herzstück" hebt der HU-Historiker Helmrath den neuartigen Mono-Bachelorstudiengang "Religion und Gesellschaft" hervor. Er soll die Katholische Theologie für aktuelle Themen einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft "stärker mobilisieren". Was dies genau bedeutet, müssen die künftigen Professoren noch genauer festlegen.
Auch insgesamt soll das Institut neue Wege theologischer Forschung und Lehre einschlagen. Helmrath geizt nicht mitSuperlativen: Es soll ein "Leuchtfeuer" und "kulturelles Laboratorium" werden, eine "überfällige Erweiterung der Berliner Wissenschaftslandschaft". Berlins Erzbischof Heiner Koch sieht in der Ausbildung von Religionslehrkräften eine weitere wichtige Aufgabe. Der Bedarf wächst, denn in den kommenden Jahren werden viele Pädagogen in den Ruhestand treten.
Auch Koch geht es aber mindestens ebenso sehr um neue Möglichkeiten zum Dialog mit evangelischer, muslimischer und jüdischer Theologie sowie mit säkularen Wissenschaften. Da sei das neue Institut eine "große Notwendigkeit und Riesenchance für Berlin". Er erhofft sich auch "großes Interesse aus ganz Deutschland". Kooperationen mit weiteren Einrichtungen akademischer Theologie sollen dabei helfen. Der Erzbischof nennt unter anderem die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin-Karlshorst, das Priesterseminar Redemptoris Mater in Berlin-Biesdorf, die Katholisch-Theologische Fakultät Erfurt und vor allem die evangelische HU-Fakultät.
Erzbischof Koch: "Riesenchance für Berlin"
Die Freiheit von Wissenschaft und Forschung zu wahren, sei ihm dabei ein "wichtiges Anliegen", betonte Koch mit Blick auf die kirchlichen Mitwirkungsrechte bei Studienordnungen und der Berufung von Professoren. Er spielte auf einen Präzedenzfall am FU-Seminar für Katholische Theologie an: Nachdem der Dogmatik-Professor Michael Bongardt 2003 sein Priesteramt niedergelegt und geheiratet hatte, entzog ihm der damalige Berliner Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, die kirchliche Lehrerlaubnis. An der FU wurde Bongardt anschließend Dekan des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften, ohne dass die Dogmatik-Professur nachbesetzt wurde. HU-Präsidentin Sabine Kunst räumte vor den Journalisten ein, das Risiko eines vergleichbaren Falls sei auch am neuen Institut "grundsätzlich gegeben".
Für den Berliner Senat sind die kirchlichen Mitspracherechte indes kein Hindernis, die Institutsgründung zu unterstützen. Der Senat erhofft sich durch die Konzentration der Theologien an der HU eine Förderung des Dialogs der Religionen, so Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD). Damit erfüllt die rot-rot-grüne Regierung auch eine Vereinbarung in ihrem Koalitionsvertrag, die Hochschul-Theologie zu stärken. Die parallele Gründung des Instituts für Islamische Theologie gehört dazu. Es wird zusammen mit dem katholischen Pendant im früheren Institut für Gerichtsmedizin der Charite untergebracht, gleich neben der Berliner Katholischen Akademie.