Generalvikar Pfeffer hat Sympathie für Abschaffung des Zölibats

"Nicht die Augen verschließen"

Folgen der Missbrauchsstudie und Priestermangel: Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hat "Sympathie" für die Forderung nach Abschaffung des Zölibats in der katholischen Kirche. Er führt zur Begründung auch nicht nur Zahlenwerke an.

 (DR)

Neben der Forderung nach Abschaffung des Zölibats verlangte er in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag), "offen über die gleichrangige Beteiligung von Frauen an allen Ämtern und Aufgaben in der Kirche" zu reden.

Pfeffer verwies auf die jüngste Studie der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema Missbrauch. Die Forscher problematisierten den Zölibat, da der hohe Anteil an Priestern unter den Tätern auffällig sei.

Kaum noch Priesteramtskandidaten

Aber ganz unabhängig vom Missbrauchsskandal könne die Kirche "nicht die Augen davor verschließen, dass wir kaum noch Priesteramtskandidaten finden". Das habe zwar viele Gründe, "aber es wäre naiv zu glauben, der Zölibat wäre keiner davon". Deshalb habe er Sympathie für die Forderung nach dessen Abschaffung.

Die Forscher weisen laut Pfeffer auch darauf hin, wie schwierig der Zölibat zu leben sei. So kritisierten sie, dass in der Kirche der Zölibat als "Geschenk" bezeichnet werde, obwohl Bindung und Sexualität für jeden Menschen sehr zentrale Bedürfnisse seien. "Wer so leben will, braucht eine hohe menschliche Reife." Die Forscher bezweifelten aber, dass die Priester hinreichend auf den Zölibat vorbereitet würden. "Ich kann aus meiner Geschichte bestätigen, dass während meiner Ausbildung die vielen Fragen des Zölibats kaum thematisiert wurden", so Pfeffer.

Theologisch "hoch aufgeladene" Frage

Das Priesteramt für Frauen ist nach den Worten Pfeffers eine theologisch "hoch aufgeladene" Frage, da die Tradition in der katholischen Kirche ein enormes Gewicht habe. Dass Jesus nur Männer in seinen Apostelkreis berufen habe, sei 2000 Jahre später "ein schwer vermittelbares Argument", um Frauen aus den zentralen Ämtern auszuschließen.

"Die Leute laufen uns bereits in Scharen davon", so der Geistliche. "Da ist es für uns von existenzieller Bedeutung, dass die Menschen nicht ständig denken, die Kirche sei von vorgestern und zu keinerlei Veränderungen fähig."

Pfeffer distanzierte sich auch von dem Vergleich der Abtreibung mit Auftragsmord durch Papst Franziskus. Eine Frau im Schwangerschaftskonflikt sei in einer hochdramatischen Situation. "Da sehe ich für mich als Mann, der nie Vater geworden ist, überhaupt kein Recht, ein drastisches moralisches Urteil zu fällen", so der Generalvikar. Da halte er es mit einem anderen Wort von Franziskus, dass die Kirche ihre Moral nicht wie einen Felsblock auf die Menschen werfen dürfe.


Quelle:
KNA
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