Die Erlöserschwestern in Würzburg wollen in Zukunft auf der Autobahn nicht schneller als 130 Stundenkilometer fahren und damit ein Zeichen setzen. Dieses freiwillige Tempolimit sei ein Beitrag zur Sicherheit und Schadstoffreduzierung, wie es in einer am Mittwoch in Würzburg veröffentlichten Mitteilung heißt.
"Ganz besonders freue ich mich, dass sich auch viele unserer Mitarbeiter dieser Selbstverpflichtung angeschlossen haben", sagte Generaloberin Schwester Monika Edinger. Die Generalleitung und die Geschäftsleitung der Kongregation befürworteten ein Tempolimit von wenigstens 130 Stundenkilometern.
Mitteldeutsche Kirche startet Online-Petition für Tempolimit 130
Unterdessen hat die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) eine Online-Petition für ein generelles Tempolimit von 130 Stundenkilometern gestartet. Kommen bis zum 3. April mindestens 50.000 Unterschriften zusammen, muss sich der Petitionsausschuss des Bundestages bei einer Anhörung des Themas annehmen, sagte Christian Fuhrmann vom Landeskirchenrat der EKM am Mittwoch in Erfurt.
Es ist das erste Mal, dass eine Landeskirche eine Online-Petition auf den Weg bringt. Der Oberkirchenrat hat sie beim Bundestag eingereicht. Damit sie Erfolg hat, müsse sie bis zum 3. April täglich von 1.800 Menschen unterzeichnet werden, rechnete EKM-Sprecher Ralf-Uwe Beck vor. Dabei setze die Kirche auf die Solidarität der Zivilgesellschaft. Die meisten Landeskirchen sowie sieben katholische Bistümer wollten den Vorstoß unterstützen, fügte er hinzu.
Natürlich sei das vordringlichste Ziel der "Petition 89 913", dass sich der Bundestag mit dem Tempolimit beschäftigen muss, sagte Fuhrmann. Darüber hinaus wolle die Kirche aber eine breite gesellschaftliche Debatte zu diesem Thema anstoßen. "Wir wissen, dass die Deutschen, und auch viele Christen, in dieser Frage gespaltener Meinung sind", räumte er ein.
Daher werde das Projekt ausführlich im Internetauftritt der EKM vorgestellt und begleitet. Dazu gehöre auch die Beantwortung von Fragen wie "Hat die Kirche nicht wichtigere Themen?" oder "Sollte sich die Kirche nicht mehr um Themen wie Nächstenliebe kümmern?".
Eigenen Lebensstil überdenken
Das Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung begleite die Kirchen seit Jahrzehnten. Das Eintreten für ein generelles Tempolimit sei da nur konsequent, erklärte der Oberkirchenrat. Die zentrale Frage hinter der Petition, wie sollen wir heute leben, damit auch unsere Kinder und Enkel noch ein gutes Leben haben, gehe jeden einzelnen Menschen an. "Das können wir nicht nur der Politik und den Parteien überlassen", unterstrich der Theologe.
"Wir haben den Garten, in dem wir leben, nicht selbst gepflanzt - wir haben ihn zu bewahren. Dazu gehört, den eigenen Lebensstil zu überdenken", forderte er. Dazu gehöre aber auch, nach einer konsequenteren Politik des Umwelt- und Klimaschutzes zu verlangen.
Das bedeute für Christen, an die zu denken, die von den Folgen der Erderwärmung betroffen sind. "Hier geht es um Nächstenliebe", betonte Fuhrmann. Als Beispiel dafür nannte er die Partnerkirche der EKM in Tansania. Dort seien die Auswirkungen des Klimawandels schon länger zu spüren - "und haben fatale Folgen für die Existenz der Menschen", erklärt der Gemeindedezernent der EKM.
Klima und Stress auf den Straßen
Zudem hat die Beschränkung der Geschwindigkeit auf den Autobahnen aus seiner Sicht außer dem erhofften positiven Einfluss auf die Entwicklung des Klimas auch weitere erwünschte Effekte. Als Beispiele führte er weniger Reifenabrieb, der Äcker und Gewässer belaste und letztlich die Meere verschmutze, sowie eine größere Verkehrssicherheit mit weniger Toten auf den Straßen an. Bei einer geringeren erlaubten Höchstgeschwindigkeit würden auch die Straßenausbaukosten sinken, stellte er geringere Belastungen für die öffentlichen Kassen in Aussicht.
Eine Entschleunigung ihres immer hektischeren Alltags verspreche den Deutschen auch einen Zugewinn an Lebensqualität. Der Stress auf den Autobahnen mache insbesondere älteren Menschen Angst. "Auch diese Aspekte gehörten in die Diskussion", meinte Fuhrmann. Gerade die am Mittwoch begonnene Fastenzeit biete die Möglichkeit, den eigenen Lebenswandel zu überdenken. "Es geht uns nicht ums Verbieten, sondern um einen bewussten Umgang mit unserer einen Welt", betonte er.