DOMRADIO.DE: Es gibt in Deutschland zu wenig Pflegekräfte, das ist kein Geheimnis und da sind Sie froh, dass Menschen auch aus anderen Ländern hierher kommen, um in der Pflege zu arbeiten. Woher kommen die größtenteils?
Helene Maqua (Leiterin der Altenhilfe beim Diözesan-Caritasverband im Erzbistum Köln): Wir haben viele Pflegekräfte aus dem osteuropäischen Raum, aber ich würde mal sagen, weltweit gibt es Pflegekräfte, die bei uns in den Einrichtungen arbeiten. Geflüchtete Menschen und Menschen aus Afrika beispielsweise. Das ist ganz unterschiedlich.
DOMRADIO.DE: Wenn sich jemand bewirbt, muss dann erst mal einen Sprachkurs absolviert werden?
Maqua: Wer hier eine Anerkennung als Pflegefachkraft bekommen möchte, braucht ein Sprachniveau B1. Das ist schon recht hoch. Wenn Sie hier in Deutschland den Pflegeberuf erlernen, erlernen Sie gleichzeitig die Sprache mit. Und es gibt dann auch noch zusätzlich Sprachkurse, falls es noch Schwierigkeiten dabei gibt.
DOMRADIO.DE: Wie versuchen Sie von der Caritas sicherzustellen, dass die Pflegenden mit den Pflegebedürftigen auf diesem Kommunikationsniveau so gut wie möglich klarkommen?
Maqua: Es geht gerade bei Pflegebedürftigen, die an einer dementiellen Veränderung leiden, um gute Kommunikation. Nicht nur mit Sprache, sondern auch mit Empathie, mit Gesten und vielleicht auch Berührungen, außerhalb von Corona. Auch Menschen, die nicht perfekt Deutsch sprechen, können so mit den Pflegebedürftigen kommunizieren.
Außerdem gewährleisten wir, dass in den Einrichtungen selbst sehr viel miteinander gesprochen wird. Damit kann dann klargestellt werden, wenn ein Bewohner zum Beispiel einen bestimmten umgangssprachlichen oder dialektischen Ausdruck braucht, der dann den Menschen, die des Kölschen nicht so mächtig sind, auch erläutert und dann damit umgegangen wird.
Wir haben aber auch auf der anderen Seite erlebt, dass Pflegebedürftige, die kognitiv gut drauf sind, in den Einrichtungen Deutschunterricht geben, also kleine Nachhilfeeinheiten für Pflegekräfte oder Schülern anbieten. Das ist sehr gut auf beiden Seiten angekommen.
DOMRADIO.DE: Ist das diese andersartige Kommunikation?
Maqua: Ja, genau. Wenn die Pflegebedürftigen auch den Eindruck haben, nicht nur auf die Pflegebedürftigkeit reduziert zu werden, gehen die ganz anders in den Tag hinein. Wir haben auch, nach anfänglichen Befürchtungen in der Funktionärsabteilungen, den Eindruck gehabt und die Erfahrung gemacht, dass die pflegebedürftigen Menschen sehr froh sind, wenn sich überhaupt Menschen für den Pflegeberuf entscheiden.
Die Pflegebedürftigen waren ganz neugierig auf Menschen, die eben nicht aus Deutschland kamen und haben damit sehr viele Erfahrungen gemacht. So sind dann auch kleine Events gestartet, wie Kochen auf Afrikanisch zum Beispiel.
DOMRADIO.DE: Würden Sie eigentlich sagen, dass das ein Teil der Lösung für den Pflegenotstand ist, wenn wir Menschen aus anderen Ländern bitten, uns zu helfen?
Maqua: Das ist eine schwierige Frage, die man gar nicht mit Ja oder Nein beantworten kann. Zumal ja auch in anderen Ländern Pflegenotstand herrscht. Denken Sie mal an China mit einer jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik. Da ist ein Pflegenotstand. Die greifen auch, um es mal so ein bisschen platt auszudrücken, Menschen aus den Philippinen, aus Indien oder so ab, damit die bei ihnen in der Pflege helfen können. Auch Japan leidet enorm unter einem Pflegemangel.
Das merken wir auch schon in den osteuropäischen Staaten. Da gibt es auch ganz viele Lücken in der Pflege. Das heißt, der Pflegemangel ist weltweit und wir können nicht darauf hoffen, dass alle Menschen, die diese Arbeit suchen, ausreichend nach Deutschland kommen.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.