Die "neue wissenschaftsbezogene Skepsis" sei ein bestürzendes Phänomen, das mit dem Vertrauensverlust in allen Bereichen - Politik, Kirche, Autoritäten - zu tun habe, sagte der Wiener Erzbischof am Samstag bei der Verleihung des Kardinal-Innitzer-Preises an 26 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Die neue Skepsis zeige, wie weit der Spaltungsprozess in der Gesellschaft vorangeschritten sei. Der Vertrauensverlust sei eine zutiefst gefährliche Entwicklung. "Denn solide wissenschaftliche Forschung ist ein Pfeiler einer freien, demokratischen Gesellschaft", betonte der Kardinal. Wichtig sei daher, dass sich die in der Forschung Tätigen "nicht verunsichern lassen durch Verschwörungstheoretiker und die Propheten des Untergangs".
Eine Frage des Vertrauens
Schönborn nannte als weitere Notwendigkeit zur Überwindung der Negativ-Stimmung "die persönliche Glaubwürdigkeit der Menschen in der Welt der Wissenschaft". Denn der Einzelne erlebe es positiv, "dass eine Forscherpersönlichkeit Vertrauen vermittelt".
Die 26 ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhielten jeweils eine der Abstufungen des Kardinal-Innitzer-Preises. Überreicht wurden auch die Preise aus dem Vorjahr. Darüber hinaus erhielten 18 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Förderungspreise. Der nach dem Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) benannte Wissenschaftspreis ist eine der angesehensten Auszeichnungen dieser Art in Österreich. Er wird seit 1962 von der Erzdiözese Wien verliehen und vom Wissenschaftsministerium, mehreren Bundesländern, sowie von Banken, Versicherungen und der Wirtschaftskammer unterstützt.