DOMRADIO.DE: Euer Lied "Prinz" hat bei der Prinzen-Proklamation für Aufregung gesorgt. Habt ihr das erwartet?
Nici Kempermann (Sängerin von Kempes Feinest): Gar nicht. Zumindest nicht in dem Moment, als wir ihn geschrieben haben. Natürlich war so ein bisschen der Gedanke dabei, vielleicht in ein kleines Nest rein zu piksen, falls den Song mal jemand hören sollte. Aber als die Anfrage für die Prinzen-Proklamation kam, hatten wir uns schon darauf eingestellt, dass da wahrscheinlich ein paar Diskussionen entflammen würden.
DOMRADIO.DE: Und fühlst du dich jetzt als Galionsfigur einer neuen Frauenbewegung im Karneval?
Kempermann: Nicht unbedingt. Aber ich glaube, es gibt einfach auch nicht viele Frauen, die sich in diese Position bringen können, in der Öffentlichkeit genau das zu sagen. Das ist ja eigentlich das Hauptproblem, dass so wenig Frauen überhaupt im organisierten Karneval, zumindest bei den großen Gesellschaften und in den Vorständen und überall vertreten sind. Da sind viel zu wenige, die überhaupt was sagen könnten.
Ich als eine der wenigen Sängerinnen habe dann halt die Möglichkeit einfach genutzt, für diese wenigen Frauen zu sprechen und vielleicht auch viel mehr Frauen da draußen anzusprechen: Hey, ihr könnt das auch alles machen.
DOMRADIO.DE: Unterstützung hat es ja auch schon von der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker gegeben.
Kempermann: Das fand ich natürlich super. Es ist natürlich auch schön zu sehen, eine Frau an der Spitze unserer Stadt. Wenn die sich nicht positiv äußern würde, wäre es auch irgendwie fraglich.
DOMRADIO.DE: Du selbst könntest aber gar nicht Prinz werden, richtig?
Kempermann: Nein. Ich wurde oft gefragt, ob ich mich als Prinz bewerbe. Das war natürlich nicht die Intention. Ich habe weder die Zeit noch den finanziellen Background, um das alles zu stemmen. Aber es sollte einfach eine kleine Schneise schlagen für Frauen, die da super Lust drauf haben und die Möglichkeiten und Kapazitäten, das zu machen.
DOMRADIO.DE: Wer wäre denn für dich ein guter weiblicher Prinz?
Kempermann: Also sagen wir mal so: Es gibt ja ganz viele Damen-Gesellschaften, in denen so großartige Frauen vertreten sind. Es gibt da so viele Frauen-Vereinigungen mit genug starken, tollen Frauen, die dieses Amt auf jeden Fall mit Bravour bekleiden könnten.
DOMRADIO.DE: Wer müsste die Entscheidung in Köln fällen, Frauen ins Dreigestirn zuzulassen?
Kempermann: Das Festkomitee und das ist ja eigentlich auch gar nicht negativ eingestellt. Es liegt tatsächlich an uns Frauen selbst. Die Frauen, die da Bock drauf haben. Es muss erst mal welche geben und die müssen einfach, glaube ich, ein sehr ausgefeiltes Konzept erstellen, um sich als Dreigestirn zu bewerben. Da gibt es ja eine Bewerbungsphase und es gibt ganz dicke Ordner mit Sachen, die man vorbringen muss, warum man geeignet ist und warum man gewählt werden sollte. Und da müssen wir Frauen einfach mal uns hinsetzen ins stille Kämmerlein und uns einen Masterplan überlegen, wie wir die Männer damit ausstechen können.
DOMRADIO.DE: Am Ende müssten aber die Männer vom Festkomitee dann den Beschluss fällen. Richtig?
Kempermann: Genau. Es ist das Festkomitee, das sich dann alle Bewerbungen anschaut und entscheidet, was das passende Dreigestirn für uns für die kommende Session ist. Deswegen muss das ein sehr ausgefeilter Plan sein, den wir da aufstellen.
Das Interview führte Tommy Millhome.