Das bedürfe auch keinen großen Mut, sagte Schuster gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) weiter. Für ihn bedeute Freundschaft auch, dass man bei antisemitischen Äußerungen "auch mal kritisch einhakt" und sage: "Weißt du eigentlich, was du da gerade von dir gegeben hast?"
Antisemiten trauen sich wieder zu sagen, was sie denken
Der Würzburger Mediziner Schuster, der seit fast sechs Jahren an der Spitze des Zentralrats steht, glaubt nicht, dass es heute mehr Rassisten oder Antisemiten gibt als früher: "Aber die trauen sich das, was sie denken, plötzlich wieder zu sagen." Er habe schon vor seiner ersten Wahl im Jahr 2014 damit gerechnet, dass er vor allem als Gesprächspartner zum Thema Antisemitismus gefragt ist: "Dennoch würde ich mich freuen, wenn das jüdische Gemeindeleben auch stärker auf Interesse stoßen würde." Er baue auf das Jahr 2021, wenn man 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern wolle.
Bildung als Mittel gegen Antisemitismus
Schuster sagte, ihm falle im Kampf gegen Antisemitismus "sehr wenig" außer Bildung ein. Zu Bildung gehörten für ihn auch Begegnungen mit jüdischen Menschen wie im Zentralratsprojekt "Meet a Jew" ("Triff einen Juden"), bei dem Juden vor allem mit jungen Menschen über ihr Judentum sprächen. Kein Mensch komme als Antisemit auf die Welt, sagte Schuster: "Also muss es in der Entwicklung einen Punkt geben, an dem einige in den Antisemitismus abdriften." Genau an diesem Punkt müsse man mit Bildung ansetzen.