In Nigeria entführter Priester tot aufgefunden

Gelang Mitbruder die Flucht?

Einer der beiden am Freitag in Nigeria entführten katholischen Priester ist tot. Der Leichnam von John Mark Cheitnum sei am Dienstag aufgefunden worden, teilte die Diözese Kafanchan im Bundesstaat Kaduna laut "Vatican News" mit.

Trauerfeier zum Gedenken an ermordete Priester in Nigeria (Archiv) / © Katrin Gänsler (KNA)
Trauerfeier zum Gedenken an ermordete Priester in Nigeria (Archiv) / © Katrin Gänsler ( KNA )

Der Pfarrer der Saint James Gemeinde in Fori im Süden Kadunas wurde demnach noch am Tag seiner Entführung getötet. Dem ebenfalls verschleppten Mitbruder des Ermordeten, Donatus Cleophas, gelang den Angaben zufolge hingegen die Flucht. Unterdessen beklagte der nigerianische Bischof Wilfred Anagbe Untätigkeit seitens der Regierung.

Warnung vor Selbstjustiz

Die beiden Geistlichen waren von Unbekannten aus dem Pfarrhaus der Christkönig-Kirche in Yadin Garu entführt worden. Der ermordete John Mark Cheitnum war auch regionaler Vorsitzender der "Christian Association of Nigeria" (CAN), des wichtigsten ökumenischen Verbandes Nigerias. Er soll am Donnerstag beerdigt werden.

Ein Mann betet für die Opfer des Anschlags auf eine Kirche in Nigeria / © ariyo olasunkanmi (shutterstock)
Ein Mann betet für die Opfer des Anschlags auf eine Kirche in Nigeria / © ariyo olasunkanmi ( shutterstock )

Die Diözese Kafanchan rief zu Gebeten auf und warnte die Gläubigen erneut vor Selbstjustiz: Sie sollten die Gerechtigkeit nicht selbst in die Hand nehmen wollen.

Einschließlich der aktuellen Tat wurden seit Jahresbeginn bereits vier katholische Priester in Nigeria im Zuge von Entführungen getötet. Insgesamt wurden in dem Zeitraum 18 Priester zu Erpressungszwecken verschleppt.

Kritik an der Regierung

Bischof Wilfred Anagbe von Makurdi kritisierte unterdessen, die Regierung lasse dschihadistische Terroristen gegen Christen gewähren.

Hinter den anhaltenden "Tötungen, Vertreibungen und der mutwilligen Zerstörung von Eigentum" durch Fulani-Hirten, bewaffnete Gruppen und islamische Extremisten erkenne man klar einen "Plan, christliche Gemeinden in Nigeria zu entvölkern und ihr Land zu übernehmen", erklärte Anagbe laut Angaben des Hilfswerks "Kirche in Not" (Mittwoch).

Dramatische Sicherheitslage in Nigeria / © Ibrahim Mansur (dpa)
Dramatische Sicherheitslage in Nigeria / © Ibrahim Mansur ( dpa )

Die Regierung unterstütze dies, wenn sie für die Angriffe bloß Begründungen wie den Klimawandel vorbringe, statt dagegen anzukämpfen.

Allein in seinem Bundesstaat Benue seien im Mai und Juni mindestens 68 Christen getötet und viele weitere entführt oder vertrieben worden, so der Bischof. Die Gründe für die Angriffe von Terroristen des mehrheitlich muslimischen Fulani-Stammes auf die mehrheitlich christlichen Bauerngemeinden seien komplex, da die Konflikte bereits Jahrhunderte zurückreichten.

Religiöser Aspekt des Konflikts im Land verschlimmert

Die Einfuhr von Schusswaffen in den vergangenen Jahren habe die Angriffe noch tödlicher und zerstörerischer gemacht. Die Untätigkeit der Regierung verschlimmere die Lage ebenso wie der religiöse Aspekt des Konflikts in dem Land mit mehrheitlich christlichem Süden und mehrheitlich muslimischem Norden, sagte Anagbe.

Symbolbild Kirchgänger in Nigeria (KNA)
Symbolbild Kirchgänger in Nigeria / ( KNA )

Der Terrorismus treffe die Lebensmittelversorgung, so dass hier eine "unerträgliche" Knappheit entstanden sei. Bauern, die sich und ihre Familien bisher selbst versorgen konnten, müssten nun von Almosen und Lebensmittelrationen leben, "die andere gespendet haben, die ebenfalls in miserabler Lage leben", berichtete der Bischof.

Viele der 1,5 Millionen Vertriebenen in Nigeria lebten in großer Not und entwürdigenden Zuständen. Die Hilfe für sie zähle zu den Arbeitsschwerpunkten der katholischen Kirche in der Region.

Nigeria in Zahlen und Fakten

Nigeria ist der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Was dort passiert, hat oft Auswirkungen auf den ganzen Kontinent und darüber hinaus. 

Es besteht zu etwa gleichen Teilen aus Muslimen und Christen. Der Norden ist stark islamisch geprägt; in zahlreichen Bundesstaaten gilt das islamische Recht, die Scharia. Im Süden leben überwiegend Christen.

In Nigeria versorgt Malteser International Geflüchtete unter anderem mit sauberem Trinkwasser / © Emily Kinskey (Malteser International)
In Nigeria versorgt Malteser International Geflüchtete unter anderem mit sauberem Trinkwasser / © Emily Kinskey ( Malteser International )
Quelle:
KNA