"Es gab ein Geräusch, das sich anhörte wie Regen. Ich dachte anfangs, es sei von den riesigen Lautsprechern gekommen. Während sich die Leute fragten, was passierte, fiel das ganze Gebäude zusammen", sagt Ime Umanna. Wie Tausende andere nahm sie am Samstagnachmittag an einem Festgottesdienst für die Bischofsordination - die feierliche Einsetzung - von Akan Weeks im Gebäude der Reigners Bible Church in der südnigerianischen Stadt Uyo teil, als das Dach des Gotteshauses einstürzte. "Das schwere Metall, das für das Kirchendach benutzt wurde, fiel mit Wucht auf die Menschen und zerquetschte viele", sagt die Studentin der Deutschen Presse-Agentur. Sie selbst hatte Glück im Unglück: "Ich war nahe am Seiteneingang und konnte schnell raus."
Bei dem Einsturz der Kirche in der Provinz Akwa Ibom wurden wahrscheinlich Hunderte Gottesdienstbesucher getötet. Die genaue Zahl der Toten war bis Sonntagnachmittag noch unklar. Mehr als 200 Leichen seien in sein Krankenhaus gebracht worden, zitierte die Zeitung "Punch" den Chef der örtlichen Universitätsklinik. "Wir haben mehr als 200 Tote in den Leichenhallen und keinen Platz mehr. Doch noch immer werden mehr Leichen hergebracht", sagte Etete Peters demnach.
Begraben unter Zeltplane
Aufnahmen vom Unglücksort zeigen lange Eisengerüste und eine blaue Zeltplane, unter denen die Kirchenbesucher begraben wurden. Der Gründer der Kirche, Akan Weeks, der zum Bischof der Freikirche "Reigners Bible Church" erhoben werden sollte, habe das Unglück überlebt, hieß es. Auch der Gouverneur der Provinz Akwa Ibom, Udom Emmanuel, verließ das Gebäude Medienberichten zufolge nur leicht verletzt.
Die "Reigners Bible Church" ist nach eigenen Angaben eine der am schnellsten wachsenden Kirchengemeinden in der Region. Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land in Afrika und hat die größte christliche Gemeinschaft des Kontinents. Etwa die Hälfte der Bevölkerung sind Muslime. 45 Prozent sind Christen, die oft evangelikalen oder Freikirchen angehören.
Voll besetzet Kirche
Zu dem Zeitpunkt des Einsturzes war die Kirche Augenzeugen zufolge voll besetzt. Rund 30 Minuten nach Beginn des Gottesdienstes sei zunächst das Dach eingestürzt, dann sei das Gebäude zusammengefallen. Der Journalist Okon Ukpong, der ebenfalls bei dem Einsturz zugegen war, berichtete von Dutzenden Menschen, die unter den Trümmern eingeklemmt gewesen seien. Viele seien gestorben, bevor die Helfer den Unglücksort erreichten. "Es war in der Tat ein schwarzer Samstag für uns hier."
Auch Stunden nach dem Unglück bargen Suchmannschaften noch Opfer aus den Trümmern des Gotteshauses. Unter den Toten waren auch Regierungsvertreter, die als Ehrengäste anwesend waren. Die Einsturzursache war zunächst nicht bekannt. Der Kirchenneubau war Berichten zufolge für rund 10 000 Menschen ausgelegt. Die Bauarbeiten seien für das Großereignis möglicherweise hastig zu Ende geführt worden, mutmaßten lokale Medien. Zwei Kräne seien zum Einsatz gekommen, um Dachtrümmer anzuheben und zu den Opfern vorzudringen.
"Bischof, der Himmel steht Dir bei."
Der Gouverneur der Provinz Akwa Ibom, Udom Emmanuel, der bei dem Unglück mit einem Schrecken davonkam, überwachte eigenen Angaben zufolge den Rettungseinsatz und die Unterbringung der Verletzten im örtlichen Krankenhaus. Er ordnete eine Untersuchung des Vorfalls an. Auf Twitter erklärte Emmanuel den Sonntag und auch diesen Montag zu Trauertragen in der Provinz.
Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari sprach den Menschen in Akwa Ibom unterdessen auf Twitter sein Beleid aus: "Jede Tragödie, die einen Teil Nigerias trifft, trifft uns alle." Auf der Facebook-Seite der Reigners Bible Church hinterließen zahlreiche Menschen Beileidsbekundungen an die Angehörigen der Opfer sowie mutmachende Nachrichten für den neuen Bischof. Ein Anhänger schrieb da: "Bischof, der Himmel steht Dir bei."