Die Welt kenne zwar "das Ausmaß der anhaltenden Morde und der Vertreibung der christlichen Gemeinden in Nigeria", schweige aber, sagte Bischof Wilfred Chikpa Anagb. Das teilte das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" am Dienstag in München mit.
Auf dessen Einladung war Anagbe demnach auf Europabesuch und äußerte sich bei einem Besuch im Europaparlament in Brüssel. Das Schweigen der Welt sei "eine offene Unterstützung, Beihilfe und Anstiftung zu diesen Taten, da die Schuldigen nie mit Konsequenzen zu rechnen haben".
Religion spiele eine Rolle
Die Lage in Nigeria beschrieb Anagbe als "nichts anderes als einen Dschihad, der viele Namen trägt: Terrorismus, Entführungen, mörderische Hirten, Banditentum, Milizen und so weiter". In seiner Ansprache vor EU-Vertretern wies er die Vorstellung zurück, dass die Konflikte in Nigeria nichts mit Religion zu tun hätten.
Der südliche Bundesstaat Benue, in dem sein Bistum Makurdi liege, werde auch deshalb ins Visier genommen, "weil die Mehrheit der Bevölkerung unerschütterlich ihren Willen bekundet hat, ihre Identität und ihre Werte nicht dem radikalen Islam zu überlassen", so der Bischof. In Benue seien nach Angaben der Regierung zwischen 2011 und Juni 2022 mehr als 5.000 Menschen getötet und über zwei Millionen vertrieben worden. Besonders schwierig sei die Lage im Norden Nigerias. Dort seien die Christen in der Minderheit und vielfach der islamischen Rechtsordnung der Scharia unterworfen.
Anagbe erklärte: "Ich rufe alle auf, der christlichen Gemeinschaft in Nigeria zu Hilfe zu kommen, bevor es zu spät ist."