Für Notfallseelsorger sind Einsätze bei mutmaßlichen Amok-Lagen mit Schusswaffengebrauch eine besondere Herausforderung. "Das war gestern eine Ausnahmesituation", sagte der Leiter der Krefelder Notfallseelsorge, Dietmar Krebbers, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag.
Krebbers war am Vortag mit vier weiteren Notfallseelsorgern zu einem Kino nach Krefeld gerufen worden. Dort hatte die Polizei einen Mann angeschossen, der zuvor mehrere Brände im Bahnhofsumfeld gelegt haben soll. Erste Meldungen berichteten am Donnerstagabend von einem Anschlag in der nordrhein-westfälischen Stadt. Die Polizei schließt nach derzeitigem Kenntnisstand einen terroristischen Hintergrund aus.
Notfallseelsorger sind da - für Gespräch oder Schweigen
"Wenn wir zu einem Verkehrsunfall oder einem Suizid gerufen werden, stellt sich die Frage nach einer anhaltenden Bedrohungslage nicht, wie gestern, wo die Lage bei unserem Eintreffen noch unklar war", sagte Krebbers. Die Zahl der Notfallseelsorger sei wegen der Einsatzgröße aufgestockt worden. "Normalerweise ist ein Seelsorger im Dienst. Gestern forderten die Einsatzkräfte weitere Seelsorger an."
Vor Ort sei es dann Aufgabe der Seelsorgenden gewesen, die von der Polizei aus dem Kino gebrachten Menschen in Empfang zu nehmen, so Krebbers. "Viele Leute wollten schnell nach Hause. Sie hatten zum Teil zwei Stunden einen Film gesehen, im Wissen, dass im Eingangsbereich des Kinos Schüsse gefallen sind." Er und seine Kollegen seien in diesem Moment vor allem für Betroffene ansprechbar gewesen.
Aufgabe der Notfallseelsorge sei es grundsätzlich, Menschen zu unterstützen und nicht allein zu lassen, erläuterte Krebbers. Das könne ein ausführliches Gespräch oder zweistündiges Schweigen sein. Für jeden bedeute so eine Situation eine besondere Anspannung und Nervosität. Das gelte auch für Einsatzkräfte: "Wenn ein Polizist oder Feuerwehrmann im Einsatz zu uns kommt, ist er keine Einsatzkraft, sondern auch ein Betroffener."