NRW warnt vor Neuformierung der Salafisten-Szene

"Zunehmend offensiveres Auftreten"

Die islamisch-fundamentalistische Salafismus-Bewegung ist mancherorts offenbar wieder auf dem Vormarsch. Aktionen nähmen wieder zu, warnen der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul und der NRW-Verfassungsschutz.

Das Wort "Salafist" auf einem Buchrücken / © Christoph Schmidt (dpa)
Das Wort "Salafist" auf einem Buchrücken / © Christoph Schmidt ( dpa )

In der Hochphase der corona-bedingten Einschränkungen habe es zwar weder salafistische Informationsstände noch Koran-Verteilaktionen gegeben. "Aber wir dürfen nicht blauäugig sein", warnte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) auf Anfrage der "Welt am Sonntag". Die Aktionen auf offener Straße nähmen "langsam" wieder zu.

Herbert Reul / © Ralph Sondermann (Innenministerium NRW)

Der Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, Jürgen Kayser, sagte der Zeitung, die Szene sei dabei, "sich neu zu konsolidieren". Das Rekrutierungspotential für dschihadistische Gruppen könne sich erhöhen.

Auftreten auf Social-Media-Plattformen

Eine Sprecherin des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) sprach laut Zeitung von einem "zunehmend offensiveren Auftreten" salafistischer Akteure auf Social-Media-Plattformen. Dort erreichten sie mehrere Hunderttausend Follower. Mitunter verbreiteten salafistische Influencer via Social Media volksverhetzende Botschaften. Aktivitäten wie Koranverteilstände oder sogenannte Islamseminare seien hingegen "weiterhin regional sehr begrenzt".

Das BfV registrierte bei der salafistischen Anhängerschaft im laufenden Jahr eigenen Angaben zufolge erneut einen leichten Rückgang. Das Personenpotenzial beziffert die Behörde derzeit auf 11.500.

Als verfassungsfeindliche Bestrebung eingestuft

Der Salafismus ist eine islamisch-fundamentalistische Strömung. Ihr Vorbild sind die "Vorfahren", arabisch "salaf", also die ersten drei Generationen von Muslimen. Sie lebten nach Meinung der Salafisten den "reinen Islam" der Frühzeit während und kurz nach den Offenbarungen Mohammeds. Diesen vermeintlichen Idealzustand des 7. Jahrhunderts wollen die Salafisten konservieren; sie imitieren ihn bis hin zu Barttracht, Bekleidung und Alltagsgewohnheiten wie der Benutzung des Zahnputzholzes.

In Deutschland stufte der Verfassungsschutz die Bewegung aufgrund der totalitären Ideologie als verfassungsfeindliche Bestrebung ein. Die Sicherheitsbehörden sehen die Szene zudem als Rekrutierungsbasis für militante Dschihadisten.

Von den rund 1.050 Dschihadisten, die ab 2015 aus Deutschland in den syrischen Bürgerkrieg ausreisten, radikalisierten sich die meisten laut Behördenangaben in der Salafisten-Szene.

Salafismus

Der Begriff "Salafismus" kommt aus dem Arabischen und bedeutet "die frommen Altvorderen" (as-salaf as salih). Salafisten predigen einen Islam, der sich eng am Wortlaut des Koran und den Überlieferungen aus dem Leben des Propheten (Sunna) sowie seiner frühen frommen Gefährten orientiert. In der Rückbesinnung auf die ersten drei Generationen wollen die Salafisten den ursprünglichen Islam bewahren und leben. Aktuell sorgen salafistische Aktivisten in Wuppertal für Empörung, die als "Scharia-Polizei" für die Einhaltung von strengen Verhaltensregeln werben.

Salafismus / © Marijan Murat (dpa)
Salafismus / © Marijan Murat ( dpa )
Quelle:
KNA