Nummer zwei des Vatikan beendet Irak-Reise

Dank für das Glaubenszeugnis

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat an diesem Freitag eine fünftägige Reise durch den Irak beendet. Während seines Besuchs hat der zweite Mann des Vatikan sich mit Vertretern der Regierung, der verschiedenen Kirchen und Religionsgemeinschaften getroffen.

Kirche in Erbil / © Katharina Ebel (KNA)
Kirche in Erbil / © Katharina Ebel ( KNA )

Parolin dankte den Christen für ihr Glaubenszeugnis während der Verfolgung durch die Milizen des IS und forderte sie zu Vergebung und zum weiteren Aufbau der Gesellschaft des Landes auf. Die Politik solle Christen als gleichberechtigte Bürger anerkennen, Christen und Muslime sollten in gegenseitigem Respekt zusammenarbeiten.

Zum Abschluss seiner Reise über die Weihnachtstage besuchte der Kardinal am Freitag das im Sommer 2014 von IS-Milizen eroberte Dorf Karakosch (al-Hamdaniya). Bei einem Gottesdienst mit dem Oberhaupt der syrisch-katholischen Kirche, Patriarch Ignatius Joseph III. Younan, erinnerte Parolin an die gewaltsame Vertreibung der Christen. "Mit Schrecken und Fassungslosigkeit wurden die Kirche und die ganze Welt Zeugen, als ihr damals von einem Tag auf den anderen eure Häuser verlassen und fliehen musstet", so der Kardinalstaatssekretär laut seinem vom Vatikan verbreiteten Predigttext.

"Handwerker der Versöhnung und des Friedens"

"Ihr seid Experten in Vergebung. Es ist sehr bewegend zu wissen, dass viele Menschen jenen schon vergeben haben, die ihnen Unrecht taten", lobte Parolin die Christen. Vergebung falle meist schwer, aber nur so lasse sich Böses mit Gutem überwinden und Hass in Liebe verwandeln.

Wie bereits zuvor in Bagdad und Erbil forderte der Kardinal die Christen auf, als "Handwerker der Versöhnung und des Friedens" ihren Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft beizutragen. Wiederholt unterstrich der Kardinalstaatssekretär die Bedeutung christlicher Präsenz im Nahen Osten.

Besuch in der Hauptstadt Bagdads

Am Donnerstag hatte Parolin in Erbil bei einem Gottesdienst den Christen dort für ihre Aufnahmebereitschaft gedankt. Die Menschen im kurdischen Teil des Irak hatten ab 2014 viele Christen und Jesiden aufgenommen, die von IS-Milizen aus Mossul und der Ninive-Ebene vertrieben worden waren.

Am Montag und Dienstag hatte der Kardinalstaatssekretär die Hauptstadt Bagdad besucht. Dort sprach er unter anderem mit Ministerpräsident Adil Abd al-Mahdi. Auch in einer Weihnachtsbotschaft rief Parolin Christen und Muslime zu gegenseitigem Respekt und zu Zusammenarbeit auf. Zuvor hatte die Regierung den ersten Weihnachtstag offiziell zu einem landesweiten Feiertag erklärt; bis dahin war der 25. Dezember dies nur für Christen.


Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paulo Cunha (dpa)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paulo Cunha ( dpa )

Priester im Altarraum seiner zerstörten Kirche in Karamles / © N.N. (KiN)
Priester im Altarraum seiner zerstörten Kirche in Karamles / © N.N. ( KiN )
Quelle:
KNA