Geschlossene Friseure dürften hier keinen stören: Mit dem traditionellen "Haar- und Barterlass" zum Aschermittwoch starten die Passionsspiele in Oberammergau erneut in die heiße Phase.
Eigentlich hätten die Spiele turnusgemäß im vergangenen Jahr stattfinden sollen. Doch wegen der Corona-Pandemie wurden sie um zwei Jahre verschoben: auf Mai 2022. Heute werden daher nun die Scheren und Rasierapparate in dem oberbayerischen Ort wieder weggesperrt: Bis zu den Spielen lassen sich dann alle Mitwirkenden einer alten Tradition folgend die Haare und die Männer auch die Bärte wachsen.
Ausnahmen bei den Bärten
Wegen der Corona-Pandemie gibt es in diesem Jahr aber eine Ausnahme: Damit die Schutzmaske gut sitzt, darf vorerst auf eine üppige Gesichtsbehaarung verzichtet werden. Wichtiger als ein Rauschebart sei ohnehin langes Haupthaar, sagte Pressesprecher Frederik Mayet, der auch der Jesus-Darsteller ist. Für einen schönen Bart reichten notfalls auch drei Monate Vorlauf aus.
Den Haar- und Barterlass verkünden Spielleiter Christian Stückl und Bürgermeister traditionell am Aschermittwoch im Vorjahr des nur alle zehn Jahre stattfindenden Theaterstücks. Glatt rasiert sind bei den Spielen nur die Darsteller der Römer.
Gelübde aus dem 17. Jahrhundert
Die Passionsspiele erzählen von den letzten Tagen im Leben Jesu. 2022 finden sie zum 42. Mal statt, von 14. Mai bis 2. Oktober. Unter der Regie von Stückl werden rund 2.500 Oberammergauer, darunter 450 Kinder, teilnehmen. Das weltweit erfolgreichste Laienspiel geht zurück auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633. Damals gelobten die Oberammergauer, in jedem zehnten Jahr das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn niemand mehr an der Pest sterben sollte.
Die letzten Passionsspiele fanden 2010 statt. Damals hatten 515.000 Menschen aus aller Welt das Großereignis mit mehr als 100 Aufführungen besucht.