Für die katholische Kirche war die Konferenz im Vatikan zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauches mit Bischöfen aus aller Welt nur ein erster wichtiger Schritt. Schon am Eröffnungstag hatte Papst Franziskus konsequente und wirksame Maßnahmen versprochen. Hier hinter kommt hoffentlich keiner mehr zurück, auch wenn in Rom noch nicht geliefert wurde. Vielleicht ging einfach nicht mehr. Vielleicht sind die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Kulturhintergründe in der Weltkirche bei all den behandelten Fragen vielfach noch zu groß. Gerade aber das global agierende "Unternehmen Kirche" braucht auch weltweit gültige und verlässliche Standards.
Ein Anfang wäre es, wenn überall und immer Straftaten konsequent den staatlichen Behörden gemeldet würden, wenn die kirchlichen Kontrolleure sich nicht länger selbst kontrollieren müssten und die kirchliche Macht zukünftig besser und nachhaltiger verteilt würde. Auch gehören die Opfer immer mit an den Tisch - gerade dann wenn man wirklich reinen Tisch machen will. Warum die Stimmen der Betroffenen jetzt nur indirekt in die Beratungen eingebracht wurden und die Vertreter der Opferverbände vor den Mauern des Vatikans bleiben mussten, weiß vermutlich nicht einmal der Himmel. Immerhin ging der deutsche Vertreter Kardinal Marx hier seinen eigenen Weg und suchte die notwendige direkte persönliche Begegnung.
Wenn Papst Franziskus nicht als Hoffnungsträger, der die Hoffnungen nicht erfüllt, in die Geschichte eingehen will, muss er jetzt zeitnah liefern. Die Kardinäle und Bischöfe haben in Rom ein weiteres Mal tief betroffen in den schrecklichen Abgrund des klerikalen Missbrauches geschaut. Regungs- und bewegungslos im Angesicht des unvorstellbaren Leids und Schreckens tief betroffen zu verharren reicht aber nicht. Es braucht den mutigen und unumkehrbaren Exodus. Ob die kirchlichen Entscheider dafür die nötige Kraft aufbringen? Selbst wenn Glaube und Liebe zu schwach sein sollten - so bleibt am Ende die Hoffnung.