Die Konferenz habe "noch einmal einen Schub gegeben, dass die ganze Weltkirche sieht, hier ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen", sagte er am Sonntagabend im ZDF-"heute journal". "Aber es ist nicht die letzte Konferenz, und es wird ein weiterer Weg notwendig sein", so der Münchner Erzbischof.
"Es geht nicht von heute auf morgen"
Den Vorwurf, Papst Franziskus sei in seiner Ansprache zum Abschluss der viertägigen Konferenz zu allgemein geblieben, wies Marx zurück. "Er hat schon sehr konkret gesprochen in seinen sieben Punkten." Franziskus habe "einige Guidelines, Richtlinien" vorgegeben, "aber nicht alles kann von Rom erledigt werden".
Die Bischöfe seien nun gefordert, in der großen Linie - "keine Vertuschung, Hinschauen auf die Opfer, Aufarbeitung der Vergangenheit" - voranzuschreiten. Dagegen könnten etwa Fragen des Kirchenrechts nur auf weltkirchlicher Ebene behandelt werden: "Das geht nicht von heute auf morgen."
"Die ganze Welt ist gefordert"
Franziskus habe deutlich machen wollen, dass es "nicht nur um das Problem einiger Teile der Kirche" gehe, sondern dass "die ganze Welt gefordert" sei: "Und wenn wir beitragen wollen, dass dieses schreckliche Verbrechen des Kindesmissbrauchs bekämpft wird in der ganzen Welt, dann müssen wir zunächst im Innern der Kirche aufräumen und Klarheit schaffen und eine Reinigung vorantreiben. Das hat er deutlich gesagt", hob Marx hervor.
Die Kirche arbeite seit Jahren an der Aufarbeitung des "Jahrhundertskandals". Es gelte, die 2010 von der Deutschen Bischofskonferenz aufgestellten Leitlinien weiterzuentwickeln, auch auf Weltebene. "Die rechtliche Situation in den Ländern ist zum Teil unterschiedlich", so der Münchner Erzbischof: "Aber es muss klar sein, dass niemand, der sexuellen Missbrauch begeht, im Seelsorgebereich der Kirche tätig sein kann."
"Dafür kann man sich nur schämen"
Marx verwies auch auf die Ergebnisse der von den deutschen Bischöfen in Auftrag gegebenen Studie zum Missbrauch: "Dafür kann man sich nur schämen, das ist eine Schande." Bei der Aufarbeitung und Prävention sei «noch nicht alles auf dem Niveau, wie es sein sollte; daran arbeiten wir in der Deutschen Bischofskonferenz".
Von Rom erwarte er Unterstützung bei der Umsetzung, "und da bin ich froh, dass der Papst ein Zeichen gesetzt hat", so der Kardinal. Dies sei auch im Gespräch mit Opferverbänden ein wichtiger Punkt gewesen. Hier befürworte er die Idee eines "Monitoring, einer Task Force", ergänzte der Kardinal: "Der Papst hat ja angedeutet, dass er das tun will. Da werden wir ihn sehr unterstützen."