Flüchtlinge laut Studie nicht Ursache für Rechtsruck in Europa

Nur ein Katalysator?

Ob in Polen, Schweden oder auch in Deutschland: In vielen Ländern Europas sind rechtspopulistische Bewegungen auf dem Vormarsch. Ist der Flüchtlingszuzug dafür ursächlich? Offenbar nicht, wie nun eine aktuelle Studie zeigt.

Flüchtlinge in Europa / © Armin Weigel (dpa)
Flüchtlinge in Europa / © Armin Weigel ( dpa )

Der Flüchtlingszuzug ist einer Studie zufolge nicht die Ursache für den wachsenden Erfolg rechtspopulistischer Bewegungen in Europa. Vielmehr wirke Migration nur als Katalysator, heißt es in einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Untersuchung des "Mercator Forums Migration und Demokratie" an der Technischen Universität Dresden.

Flüchtlingskrise hat nur Konfliktlinien verschäft

"Die 'Flüchtlingskrise' hat latente Konfliktlinien in und zwischen den europäischen Gesellschaften offengelegt oder verschärft", sagte Hans Vorländer, der Direktor des interdisziplinären Mercator Forschungszentrums. Die Konfliktlagen in Europa seien vielfältig und könnten nicht auf eine einzige Ursache reduziert werden. Einige Konflikte seien kultureller, andere sozioökonomischer oder politischer Natur.

"Viele der heute aufbrechenden Konflikte waren schon da, fanden aber noch keine Artikulation", unterstrich Vorländer. Die Studie zeige auch, dass der starke Anstieg ein- und durchreisender Flüchtlinge und Migranten nur anfänglich entscheidend für die Mobilisierung einer rechtspopulistischen Anhängerschaft gewesen ist.

Populisten profitieren von Migrations-Bedeutung in der Öffentlichkeit

Heute profitierten rechtspopulistische Parteien vor allem von der nach wie vor hohen Bedeutung des Themas Migration in der Öffentlichkeit. Das stehe nicht mehr in direktem Zusammenhang zu der Zahl der ankommenden Asylsuchenden, sondern werde durch starke Medialisierung und gezielte Politisierung beeinflusst, heißt es in der Studie.

Die Autoren der von der Stiftung Mercator geförderten Studie haben die Zusammenhänge zwischen Migration und Populismus in Deutschland, Italien, Österreich, Polen, Schweden, Tschechien, den Niederlanden und Großbritannien untersucht.

In Deutschland haben seit 2015 rund 1,46 Millionen Menschen einen Asylantrag gestellt. Nach einem Höchststand von 722 370 Erstanträgen im Jahr 2016 ist die Zahl der Menschen, die zum ersten Mal in Deutschland um Schutz ersuchen, seit 2017 deutlich gesunken.


Quelle:
epd , dpa