Nur kurze Einspruchsfrist im Vatikan-Finanzprozess

Becciu beteuert weiter Unschuld

Nach seiner Verurteilung im Vatikan-Finanzprozess hat Kardinal Angelo Becciu nur wenige Tage Zeit für einen Einspruch. Am Mittwoch läuft die Frist ab, dann müsse der Antrag beim vatikanischen Berufungsgerichtshof eingegangen sein.

Kardinal Giovanni Angelo Becciu / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Kardinal Giovanni Angelo Becciu / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

 So berichtet die Zeitung "Il Messaggero" (Dienstag). Becciu ist der erste Kardinal der Geschichte, der von einem Vatikan-Gericht in einer Strafsache verurteilt wurde: fünf Jahre und sechs Monate Haft sowie 8.000 Euro Geldstrafe wegen Betrugs und Unterschlagung. 

Zudem darf er kein öffentliches Kirchenamt mehr ausüben. Auch acht weitere Angeklagte erhielten vom Vatikan-Gericht unter Vorsitz von Richter Giuseppe Pignatone Haft- und Geldstrafen.

Berufung angekündigt

Der Kardinal beteuerte auch nach der Urteilsverkündung erneut seine Unschuld. Er wolle der Welt zurufen, dass er unschuldig sei, "dass ich diese Verbrechen, derer ich beschuldigt werde, absolut nicht begangen habe", sagte er in einem TV-Interview. Seine Anwälte kündigten Berufung an; sie kritisierten einen Mangel an Beweisen und sprachen von einer Intrige gegen ihren Mandanten.

Alessandro Diddi, Professor für Strafprozessrecht an der Universität von Kalabrien, Hauptstrafverfolger im Vatikan, beim Gerichtsprozess zum vatikanischen Finanzskandal im Staatssekretariat am 9. März 2023 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Alessandro Diddi, Professor für Strafprozessrecht an der Universität von Kalabrien, Hauptstrafverfolger im Vatikan, beim Gerichtsprozess zum vatikanischen Finanzskandal im Staatssekretariat am 9. März 2023 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Dem Appellationsgericht ("Römische Rota"), das in zweiter Instanz zuständig ist, gehören ein Präsident und mindestens drei ordentliche Richter an. Sie sind für fünf Jahre vom Papst ernannt und arbeiten mit einem Gremium aus Richtern zusammen, die aufgrund ihrer beruflichen Kompetenz vom Gerichtspräsidenten ernannt werden. 

Die Rolle des Staatsanwalts übernimmt im Berufungsverfahren ein Richter aus dem Büro von Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi.

Neu ist seit 2020, dass der Gerichtspräsident nicht mehr gleichzeitig Dekan des Appellationsgerichts ist. So soll die Justiz des Vatikanstaates vom Rechtssystem des Heiligen Stuhls unabhängiger werden.

Der Fall Becciu

Im großen Finanzprozess um fragwürdige Millionendeals ist erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche ein Kardinal von einem Gericht im Vatikan zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der Vatikan-Gerichtshof verhängte am Samstag gegen den italienischen Kardinal Angelo Becciu wegen seiner Verwicklungen in einen verlustreichen Immobilienskandal eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten. Noch nie zuvor war ein Kurienkardinal von einem Vatikan-Gericht zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Beccius Anwälte kündigten an, gegen das Urteil Einspruch einzulegen.

Kardinal Angelo Becciu / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Angelo Becciu / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA