Oberammergauer laut Spielleiter Stückl im Passionsfieber

Vorfreude und Veränderung

Mit zweijähriger coronabedingter Verschiebung stehen die Oberammergauer Passionsspiele vor ihrer Premiere am 14. Mai. Das Passionsfieber habe alle wieder gepackt, sagte Spielleiter Christian Stückl am Mittwoch in Oberammergau.

Einer der beiden Jesus-Darsteller der 42. Passionsspiele Oberammergau, Rochus Rückel (l), steht bei der ersten großen Probe mit Volk auf der Bühne / © Angelika Warmuth (dpa)
Einer der beiden Jesus-Darsteller der 42. Passionsspiele Oberammergau, Rochus Rückel (l), steht bei der ersten großen Probe mit Volk auf der Bühne / © Angelika Warmuth ( dpa )
Christian Stückl / © Angelika Warmuth (dpa)
Christian Stückl / © Angelika Warmuth ( dpa )

Dennoch sei in diesem Jahr nichts wie vorher: Rund 300 Mitwirkende seien nach 2020 ausgestiegen, weil sie sich nicht noch einen Sommer hätten von der Arbeit freinehmen können. Auch wisse man nicht, wie viele Besucher letztlich kommen und welche Auswirkungen der Ukraine-Krieg oder die Corona-Pandemie noch haben werden. Corona-Einschränkungen gibt es aktuell keine: Die 4.200 Zuschauer, die pro Vorstellung ins Theater dürfen, brauchen weder Masken noch Tests oder Impfnachweis.

Geschäftsführer Walter Rutz sagte, dass rund drei Viertel der insgesamt 450.000 Karten verkauft seien. Das Interesse im deutschen Markt sei deutlich spürbar, auch die Nachfrage aus Übersee sei ungebrochen. Zu den Hauptmärkten zählten weiterhin die USA, wohin rund ein Drittel der bereits verkauften Tickets gegangen sei, sowie Großbritannien und Skandinavien.

Auch die Passionsspiele haben sich verändert

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Pestgelübde von 1633 zurück. Nachdem sie 2020 wegen der Corona-Pandemie verschoben wurden, sei er immer wieder gefragt worden, ob man nicht ein neues Gelübde ablegen sollte, sagte Stückl. Er habe darüber immer lachen müssen, denn heute habe man ein völlig anderes Gottesbild als vor 400 Jahren. Niemand könne sich heute einen zornigen alten Mann mit einem weißen Bart vorstellen, der auf seinem Thron im Himmel sitze und sich Krankheiten, Kriege und Hungersnöte als Strafe für die "sündige Menschheit" ausdenkt.

Und dennoch halte Oberammergau an seiner Tradition fest, sagte Stückl. Das gehe aber nur, wenn man die Geschichte immer wieder hinterfrage, denn die Passionsspiele hätten über die Jahrhunderte Regeln hervorgebracht, die heute nicht mehr tragfähig seien.
Inzwischen spielten auch Oberammergauer mit, die aus der Kirche ausgetreten sind oder evangelisch oder muslimisch seien. Auch Frauen hätten inzwischen die gleichen Rechte wie Männer, sagte Stückl. Vor 1990, als Stückl erstmals die Spiele geleitet hatte, sei das noch keine Selbstverständlichkeit gewesen.

Ökumenischer Gottesdienst zur Eröffnung der Passionsspiele

Mit einem ökumenischen Gottesdienst werden am 14. Mai die 42. Passionsspiele in Oberammergau eröffnet. Ihm vorstehen werden Kardinal Reinhard Marx und der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, wie das Erzbistum München und Freising am Mittwoch mitteilte. Der Gottesdienst findet um 11.00 Uhr im Passionstheater der Gemeinde statt. Die Festspiele werden von beiden Kirchen mit einem Rahmenprogramm begleitet.

Ein Plakat an einer Straße in Oberammergau wirbt für die Passionspiele 2022 / © Dieter Mayr (KNA)
Ein Plakat an einer Straße in Oberammergau wirbt für die Passionspiele 2022 / © Dieter Mayr ( KNA )
Quelle:
epd