Die drei österlichen Tage, das sogenannte "Ostertriduum" (von Gründonnerstag bis Ostersonntag), bilden in der römisch-katholischen Kirche – wie in allen christlichen Kirchen – den Höhepunkt des Kirchenjahres. Um unseren Glauben glaubwürdig zu bezeugen, ist es von größter Bedeutung, dass Christinnen und Christen gemeinsam an Leiden und Sterben, Tod und Auferstehung Jesu Christi erinnern. Die folgenden Überlegungen zur Frage eines gemeinsamen Osterdatums aus römisch-katholischer Perspektive spiegeln meine persönliche Sichtweise wider, die aber meiner Meinung nach von vielen Katholiken geteilt wird.
Das Konzil von Nizäa zum Osterdatum
In diesem Jahr feiern wir den 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa, das als erstes ökumenisches Konzil gilt und bis heute eine grundlegende Bedeutung für alle christlichen Kirchen hat. Ich möchte daher zunächst daran erinnern, was dieses Konzil über Ostern beschlossen hat. Die Konzilsväter fanden eine gemeinsame Lösung für die damals umstrittene Frage, wann Ostern gefeiert werden sollte, wie aus einem Brief des Konzils an die Kirche von Ägypten, Libyen und der Pentapolis hervorgeht. Die Kanones des Konzils von Nizäa enthalten jedoch keine Bestimmungen zum Osterdatum. Die Regel zur Berechnung des Osterdatums, auf die sich die meisten Kirchen heute berufen (Ostern sollte am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühlingstagundnachtgleiche gefeiert werden), findet sich erst in späteren Dokumenten.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Konzil selbst ein Dekret erlassen hat, in denen es zu Fragen des Mondzyklus oder der Tagundnachtgleiche Stellung bezieht. Aus meiner Sicht deutet dies darauf hin, dass es dem Konzil in erster Linie darum ging, sich auf ein gemeinsames Osterdatum zu einigen, nicht darum, eine spezifische, für alle Zeiten unveränderliche Regel festzulegen. Vielmehr ging es den Konzilsvätern darum, die Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens durch eine gemeinsame Feier des Festes der Auferstehung Jesu Christi in der gesamten Oikumene, womit auf Griechisch die ganze damals bekannte Welt gemeint ist, zu stärken. Für das Jubiläum und unser Zeugnis in der heutigen Welt bedeutet dies: Wenn wir dem Erbe des Konzils von Nizäa treu bleiben wollen, geht es nicht darum, einer bestimmten Regel zu folgen, sondern darum, einen Weg zu finden, Ostern in Zukunft wieder gemeinsam zu feiern.
Die aktuelle Praxis in der römisch-katholischen Kirche
Wenn man die aktuelle Praxis in der römisch-katholischen Kirche betrachtet, wird man überrascht feststellen, dass nicht alle Katholiken Ostern am selben Datum feiern. Der Grund dafür liegt, auch wenn es auf den ersten Blick paradox erscheinen mag, gerade darin, dass es aus katholischer Sicht so wichtig ist, Ostern gemeinsam zu feiern. Dies gilt insbesondere für die Christen an einem Ort oder in derselben Region. In Familien, in denen ein Ehepartner katholisch und der andere orthodox ist, stellen unterschiedliche Osterdaten eine große Herausforderung dar, da sowohl die Fastenzeiten als auch die Feiertage unterschiedlich sind.

Katholiken betrachten die Osterfrage daher in erster Linie aus einer pastoralen Perspektive. Obwohl die meisten Katholiken Ostern nach dem Gregorianischen Kalender feiern, gibt es einige Länder, in denen sie, wie auch die Mehrheit der Bevölkerung, Ostern nach dem Julianischen Kalender feiern (z. B. in Griechenland und der Ukraine). Dies zeugt von einem gewissen Pragmatismus der römisch-katholischen Kirche im Blick auf das Osterdatum. Meiner Meinung nach war es aber genau das, was das Konzil von Nizäa wollte: Die gemeinsame Feier von Ostern ist entscheidend, nicht das Datum an sich!
Offizielle Stellungnahmen von römisch-katholischer Seite
Im Rahmen des Konzilsjubiläums geht es jedoch nicht um die Frage, wie regionale Vereinbarungen hinsichtlich des Osterdatums getroffen werden könnten, sondern darum, wie es möglich werden könnte, dass alle Christinnen und Christen weltweit das Fest der Auferstehung des Herrn wieder gemeinsam an einem Tag feiern. Die Synode der Katholischen Kirche, die im Oktober 2024 zu Ende ging und sich über drei Jahre mit der Bedeutung der Synodalität für das Leben der Kirche befasste, betont in ihrem Abschlussdokument, dass der Jahrestag des Konzils von Nizäa "auch eine Gelegenheit sein wird, mutige Initiativen für ein gemeinsames Osterdatum zu starten, damit wir die Auferstehung des Herrn am selben Tag feiern können, wie es dank der Vorsehung im Jahr 2025 der Fall sein wird".

Im ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen am 25. Januar 2025 betonte Papst Franziskus, dass die Katholische Kirche bereit sei, jeden Vorschlag anzunehmen, der zu einem gemeinsamen Osterfest führe. Konkret bedeutet dies, dass die römisch-katholische Kirche nicht auf der 400 Jahre alten Tradition beharrt, das Osterdatum nach dem Gregorianischen Kalender zu berechnen. Im Dialog zwischen Papst Franziskus und dem koptischen Papst Tawadros (in persönlichen Treffen, Telefonaten und in einem regelmäßigen Briefwechsel am Tag der Freundschaft zwischen Kopten und Katholiken) wurde darüber diskutiert, Ostern künftig an einem festen Datum, dem 3. Sonntag im April, zu feiern, um so alle Unterschiede zwischen den Kalendern zu vermeiden.
Bereits das Zweite Vatikanische Konzil erklärte in einem Anhang zur Liturgiekonstitution, es hätte keine Einwände, wenn das Osterfest einem bestimmten Sonntag zugewiesen würde, "wenn alle, die es angeht, besonders die von der Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl getrennten Brüder, zustimmen". Persönlich bin ich skeptisch, ob alle Kirchen bereit wären, einen solchen Vorschlag anzunehmen. Es ist jedoch ganz offensichtlich, dass die römisch-katholische Kirche nicht fordert, dass alle anderen ihrer Regel folgen, sondern bereit ist, den anderen zu folgen, wenn dadurch die Chance besteht, dass Ostern künftig gemeinsam gefeiert werden kann.
Was zu bedenken und was zu tun ist
Ostern 2025 wäre eine gute Gelegenheit, zur Praxis des gemeinsamen Osterfestes zurückzukehren. Realistisch gesehen benötigen wir jedoch einen längeren Prozess, um eine solche Entscheidung vorzubereiten, denn Ostern ist nicht nur ein kirchliches Fest, sondern auch eine kulturelle Realität, die das gesellschaftliche Leben in vielerlei Hinsicht prägt. So haben viele Länder beispielsweise Schulferien rund um Ostern. Diese werden langfristig geplant, sodass eine ausreichende Vorlaufzeit erforderlich ist, wenn sich die Kirchen auf ein anderes Osterdatum einigen sollten als das, was derzeit in unseren staatlichen Kalendern steht.
Darüber hinaus sollten wir uns bewusst sein, dass ein gemeinsames Osterdatum vermutlich nicht zustande kommen wird, weil alle Bischöfe weltweit plötzlich eine Eingebung des Heiligen Geistes haben, die zu einer Lösung dieser jahrhundertelangen Kontroverse führt. Wir müssen darüber nachdenken, welche konkreten Schritte unternommen werden können, denn der Heilige Geist braucht Menschen als seine Werkzeuge. Wer also sollte diese Schritte unternehmen?

Ich möchte einen Vorschlag aus dem Studiendokument über den "Bischof von Rom" und seinen Dienst an der Einheit der Christen aufgreifen, das im Juni 2024 vom vatikanischen Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen veröffentlicht wurde. Neben einer Stärkung der Synodalität "ad intra", d. h. innerhalb der Katholischen Kirche, plädiert der Text für die Entwicklung einer Synodalität "ad extra", genauer gesagt: die Förderung der "konziliaren Gemeinschaft durch regelmäßige Treffen der Kirchenführer auf weltweiter Ebene, um die bereits bestehende Gemeinschaft sichtbar zu machen und zu vertiefen".
Zum Abschluss: ein konkreter Vorschlag
Daher möchte ich abschließend einen sehr konkreten Vorschlag machen: Aus Anlass des Konzilsjubiläums ist offenbar ein Treffen von Papst Franziskus mit Patriarch Bartholomäus am historischen Ort des Konzils in İznik geplant. Selbst wenn es angesichts seines Gesundheitszustandes derzeit unsicher ist, ob Papst Franziskus selbst diesen Termin wahrnehmen kann: Was wäre, wenn die katholische Kirche die Initiative ergreift und weitere Kirchenführer, wie die orthodoxen Patriarchen von Alexandria, Antiochia und Jerusalem, die Patriarchen der orientalisch-orthodoxen Kirchen, den Erzbischof von Canterbury (oder einen anderen Vertreter der Anglikanischen Gemeinschaft, falls bis dahin kein neuer Erzbischof von Canterbury gewählt ist), den Präsidenten des Lutherischen Weltbundes usw., zu einem Treffen aus Anlass des Konzilsjubiläums einlädt?
Eine solche ökumenische "Synaxis" (um eine von Patriarch Bartholomäus geprägte Terminologie für Treffen hoher Kirchenführer aufzugreifen) könnte das Mandat erteilen, bis zum nächsten gemeinsamen Osterfest, das in drei Jahren ansteht, einen konkreten Vorschlag auszuarbeiten. Bemerkenswerterweise fällt Ostern in den nächsten zehn Jahren (2025, 2028, 2031, 2034) alle drei Jahre im Gregorianischen und Julianischen Kalender auf dasselbe Datum. Das vor uns liegende Jahrzehnt bietet die Gelegenheit, den Bemühungen um die Einigung auf ein gemeinsames Osterdatum neuen Schwung zu verleihen. Daher möchte ich mit der Aufforderung schließen: Nutzen wir diesen "Kairos" und suchen wir ernsthaft nach einem gemeinsamen Osterdatum!
Der Autor: Dr. Johannes Oeldemann ist Direktor beim Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn und dort Leiter des Stipendienprogramms für orthodoxe Theologen.
Anmerkung der Redaktion: Der Artikel erschien zuerst in englischer Sprache in: Sandra Beardsall / Martin Illert (Hg.), Towards a Common Date for Easter, Geneva 2025 (Faith and Order Paper No. 241), 19-22. Die deutsche Übersetzung wurde vom Autor autorisiert und leicht aktualisiert.