Das Frankfurter Christentreffen habe "auf der Basis eines Papiers des Ökumenischen Arbeitskreis Katholischer und Evangelischer Theologen die Tür dafür geöffnet, dass auch evangelische Christen nach Prüfung ihres Gewissens an der katholischen Eucharistie teilnehmen konnten", sagte er am Sonntag in seinem letzten Ratsbericht vor der digital tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Dank an Bischof Bätzing und Katholiken
"Dass unsere katholischen Geschwister, allen voran der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing, hier den Weg mit uns trotz aller Einsprüche von außen weitergegangen sind, war alles andere als selbstverständlich und wäre ohne die ökumenischen Impulse des Reformationsjubiläums vermutlich so nicht geschehen", fügte der bayerische Landesbischof hinzu.
Kritik an ungerechter Impfstoffverteilung
Der scheidende EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat die "extrem ungerechte" Verteilung der Corona-Impfstoffe kritisiert. Sie gehöre zu den "größten Defiziten im Umgang mit der Pandemie", sagte er am Sonntag in seinem Ratsbericht vor der digital tagenden Synode der EKD. Ein großer Teil der Menschheit habe noch immer nicht die Möglichkeit zur Impfung; die Impfrate in Afrika liege noch immer erst knapp über 5 Prozent. Es müsse deshalb mehr Geld zur Verfügung gestellt werden, um Produktion und Verteilung sicherzustellen. Das Ziel des Schutzes aller Menschen weltweit verlange aber auch "das Teilen des Wissens und des Know-Hows der Unternehmen selbst."
Bedford-Strohm äußerte sich auch zur Skepsis gegenüber Impfungen in Deutschland. Wer sich gegen eine Impfung entscheide, stelle nach der klaren wissenschaftlichen Erkenntnis ein deutlich höheres Risiko für andere dar. "Deswegen ist es legitim, wenn der Staat durch entsprechende Maßnahmen andere schützt", sagte der bayerische Landesbischof.
Bedford-Strohm unzufrieden mit Missbrauchsaufarbeitung in EKD
Der scheidende Ratsvorsitzende ist zudem unzufrieden mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche. "Wir sind manchen Schritt vorangekommen, aber dennoch muss ich an dieser Stelle auch selbstkritisch sagen: Wir sind noch nicht so weit gekommen, wie wir wollten", sagte Bedford-Strohm in seinem letzten Ratsbericht vor der digital tagenden Synode der EKD.
Dabei zeigte sich der bayerische Landesbischof auch offen für eine Beteiligung Dritter, etwa des Staates, an der Aufarbeitung. "Wir sind mitten in einem umwälzenden Lernprozess, nichts weniger, und es liegt noch ein langer Weg vor uns", sagte Bedford-Strohm. "Ein Weg, bei dem wir verstärkt auf Unterstützung von außerhalb der Kirche hoffen."
Zudem sprach sich Bedford-Strohm für eine "Verbreiterung der gesellschaftlichen Diskussion" über Missbrauchsfälle aus. Dennoch stünden die Kirchen mit Recht im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit: "Zu groß ist die moralische Fallhöhe, wenn das mit sexualisierter Gewalt verbundene Unrecht in einer Institution geschieht, deren ureigener Auftrag es ist, das Doppelgebot der Liebe zu leben - Gott lieben und den Nächsten und die Nächste lieben."
Viel zu oft sei das mit sexueller Gewalt verbundene Unrecht in den eigenen Reihen nicht gesehen worden, "oder man wollte es nicht sehen", räumte der Ratsvorsitzende ein. Wichtig sei es nun, den Weg der Aufarbeitung weiterzugehen. "Dass es etwa gelingt, aus dem gescheiterten ersten Anlauf einer Betroffenenbeteiligung zu lernen und gemeinsam mit den betroffenen Menschen eine neue Form der Partizipation zu entwickeln, in der ihre kritischen Impulse noch stärker zu Veränderungen in unserer Institution führen."