Ökumenische Jury zeichnet bei Berlinale Filme aus

Spirituell, menschlich, sozial

Martin Ostermann ist Mitglied der Ökumenischen Jury bei der 72. Berlinale und freut sich auf den Eröffnungsfilm von François Ozon. Gemeinsam mit der Jury Filme zu sehen, darüber zu sprechen und sie auszuzeichnen, sei ein Geschenk.

Berlinale / © Denis Makarenko (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Worum geht es der Ökumenischen Jury bei der Bewertung von Filmen?

Dr. Martin Ostermann (Katholischer Theologe und Mitglied der Ökumenischen Jury): Die Ökumenische Jury ist ja schon seit 1992 bei der Berlinale dabei. Letzten Endes geht es darum, für das Publikum Filme auszuzeichnen, die sich um spirituelle, menschliche und soziale Werte - ich sage mal - verdient machen beziehungsweise dafür sensibilisieren. Aber man muss schon alle drei Aspekte sehen: spirituell, menschlich, sozial. Gerade bei der Berlinale sind das Soziale und Politische oft sehr stark auch im Vordergrund.

DOMRADIO.DE: Warum sind Sie gerne mit dabei?

Denis Ménochet und Isabelle Adjani in Peter von Kant von François Ozon / © C. BETHUEL, FOZ / Berlinale
Denis Ménochet und Isabelle Adjani in Peter von Kant von François Ozon / © C. BETHUEL, FOZ / Berlinale

Ostermann: Ich gucke einfach unglaublich gerne Filme und setzt mich damit auseinander. Bei der Berlinale habe ich die Gelegenheit, das mit vielen Menschen gemeinsam zu tun, denen es ähnlich geht, und auch noch auf internationaler Bühne. Das ist einfach ein tolles Geschenk und ich bin froh, dass wir uns in Berlin die Filme gemeinsam anschauen können, darüber ins Gespräch kommen und Preise vergeben können - trotz erschwerter Bedingungen.

Wir vergeben übrigens drei Preise, also einen aus dem Wettbewerb und dann noch aus den Sektionen Panorama und Forum.

DOMRADIO.DE: Welche Filme werden in der Sektion Panorama gezeigt?

Ostermann: Die Sektion Panorama ist sehr politisch ausgerichtet. Queer könnte man auch sagen. Da geht es auch ein bisschen um Newcomer. Da tauchen nicht unbedingt die ganz großen Namen auf.

Deshalb würde ich eher sagen, ich bin gespannt auf das, was da künstlerisch so auf mich zukommt - gerade in Bezug auf die Auseinandersetzungen mit aktuellen Problemen - was ästhetisch, formal, politisch gezeigt wird. Der Wettbewerb wird natürlich mit einem großen Namen eröffnet: François Ozon.

Die Berlinale startet

In Berlin beginnen am 10. Februar 2022 die 72. Internationalen Filmfestspiele. Trotz Kritik angesichts neuer Höchstwerte an Corona-Neuinfektionen findet die Berlinale diesmal wieder in Präsenz statt. Allerdings gelten eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen. Dazu zählen eine von zehn auf sechs Tage verkürzte Dauer, eine 2G-plus-Regel mit zusätzlicher Test- und Maskenpflicht, die Reduktion der Platzbelegung auf 50 Prozent sowie deutlich weniger Filme in mehr Kinos.

Der rote Teppich vor dem Berlinale-Palast wird ausgerollt / © Jens Kalaene (dpa)
Der rote Teppich vor dem Berlinale-Palast wird ausgerollt / © Jens Kalaene ( dpa )

DOMRADIO.DE: Können Sie aus den Inhalten, mit denen Sie sich vorbereitet haben, so eine Art Trend der diesjährigen Berlinale ablesen?

Ostermann: Ich bin gerade erst aus München angereist und sitze in der Hotellobby. Die Berlinale hat noch nicht begonnen. Insofern ist das schwierig, eine Tendenz festzumachen.

Aber vielleicht ganz entgegen dem Trend: Corona selbst spielt keine oder fast keine Rolle in den Filmen. Dahingegen spielen menschliche Beziehungen, speziell zum Beispiel Liebesfilme gerade bei den französischen Produktionen, eine große Rolle.

Ich denke, die Sehnsucht nach Nähe, aber das ist jetzt sehr vorsichtig zu verstehen, ist vielleicht in den letzten zwei Jahren besonders gewachsen.

DOMRADIO.DE: Gibt es einen Film, auf den Sie sich besonders freuen?

Ostermann: Ich freue mich schon sehr auf den Eröffnungsfilm. Francois Ozon ist einer der Regisseure, dessen Schaffen ich durchgängig verfolgt habe.

Bei anderen Filmen bin ich sehr offen, vor allen Dingen, wenn es um kleine Dramen geht, in denen menschliche Schicksale eine Rolle spielen und nicht unbedingt die ganz große Geschichte, sondern in denen es eher darum geht, dass man etwas über Menschen in anderen Kulturen und mit ganz anderen Vorstellungen und Schicksalen erfährt.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR