Das Kino habe die Möglichkeiten, Bilder zu perfektionieren, "beträchtlich erweitert", sagte der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gebhard Fürst, beim Ökumenischen Empfang zur 68. Berlinale am Sonntag laut Manuskript. Das Gemeinschaftserlebnis sei im "magischen Dunkel" des Kinosaals durch nichts zu ersetzen.
Das Thema Digitalisierung habe "unendlich viele Facetten", so Fürst. Die Digitalisierung sei auch für die Rettung des Filmerbes wichtig, "an dem die Kirchen wie alle filmkulturell Engagierten ein besonderes Interesse haben". Zum anderen gebe es in der "Bildindustrie" eine Tendenz zu immer perfekter gestalteten Bildern. Über die digitale Bearbeitung entferne sich das Bild immer mehr von der Realität: "Die Bilder triumphieren über die Realität."
Zwischen Illusion und Konzentration
Fürst betonte, dass es neben den "schnellen Handy-Videos und den perfekt gestalteten Illusionen aus dem Computer" aber auch noch "Filme der Askese und Konzentration" gebe. Insgesamt gehe es "nicht darum, alles zu machen, was digital möglich ist, sondern das, was vermittelt werden soll, steht ganz im Mittelpunkt".
Eine "gravierende Veränderung" bedeute die Digitalisierung auch für die Filmkritik. Fürst sprach Deutschlands älteste Zeitschrift für Filmkritik, "Filmdienst", an. Sie war im Januar unter filmdienst.de komplett ins Netz gegangen. Den neuen Weg bezeichnete Fürst als ein durchaus "gewagtes Experiment". Es sei der Versuch, "einen Weg der Verbreitung zu beschreiten, auf dem wir die digital natives von heute erreichen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind".
Menschlichen Blick bewahren
Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, würdigte die Arbeit des Film- und Theaterregisseurs Andres Veiel. Er war Ehrengast bei dem Empfang in Berlin. "Veiels filmisches Schaffen zeichnet sich durch einen ungewöhnlich langen Atem und eine besondere Sensibilität aus", so der Kulturbeauftragte. "In einer Zeit, in der immer schneller und lauter produziert wird, bewahren sich seine Dokumentarfilme einen menschlichen Blick, der in die Tiefe geht."
Den Preis der Ökumenischen Jury, der Filme in mehreren Berlinale- Sektionen auszeichnet, erhalten Filmschaffende, "die in ihren Werken menschliches Verhalten zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht oder das Publikum für spirituelle und soziale Werte sensibilisiert".
Die 27. Ökumenische Jury, deren Mitglieder von der Internationalen Kirchlichen Filmorganisation INTERFILM und der Internationalen Katholischen Vereinigung für Kommunikation SIGNIS entsandt wurden, stellte ihre Präsidentin, die Theologin Inge Kirsner (Ludwigsburg), vor. Zur Jury gehören auch der Theologe Joachim Opahle (Berlin), der Theologe Jeffrey H. Mahan (Denver, USA), die Journalistin Vesna Andonovic (Mamer, Luxemburg), die Pädagogin Winifred Loh (Singapur) sowie der Theologe Freek L. Bakker (Voorschoten, Niederlande).