Eine queere Inszenierung bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris, die manche Zuschauer mit dem christlichen Abendmahl in Verbindung brachten, sorgt für eine anhaltende Kontroverse. Die Erklärung des Regisseurs Thomas Jolly, er habe damit nicht das Abendmahl, sondern die Götter des Olymp gemeint, greift nach Ansicht des Jesuiten Klaus Mertes zu kurz. "So naiv kann Herr Jolly nicht sein, dass er die Bildsprache, die er nutzt, nicht vorher durchdenkt", sagte Mertes "Cicero" (Montag, online).
Nicht zu sehr ereifern
Immerhin wolle Jolly ein Europa feiern, das ohne die Bildsprache des Christentums nicht zu verstehen sei, so Mertes. "Er muss also mindestens in Kauf genommen haben, dass bei Zuschauern die Assoziation Abendmahl ausgelöst wird." Mertes warnte allerdings auch religiöse Menschen davor, sich zu sehr über die Inszenierung zu ereifern.
"Wenn die Verletzung von religiösen Gefühlen zum Straftatbestand wird, dann sind wir der Willkür der Gefühle und der dadurch legitimierten Lynchjustiz ausgesetzt." Das heiße aber nicht, dass es aus guten Gründen nicht klug und auch menschlich sei, die religiösen Gefühle anderer nicht zu verletzen, sondern sie zu respektieren, betonte Mertes. "Man kann ja von ihnen vielleicht auch etwas lernen."
"Christliches Menschenbild steht auf dem Spiel"
Der Sportbischof der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Oster, hat seine Kritik an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris untermauert. Es habe sich um ein großes Spektakel für alle Sinne gehandelt, zugleich sei aber deutlich geworden, "wie sehr im Grunde unser christliches Menschenbild auf dem Spiel steht", schreibt Oster auf seiner Internetseite.
Schon zuvor bezeichnete er das "queere Abendmahl" als einen Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig. Auch Frankreichs katholische Bischöfe hatten moniert, dass das Christentum verspottet und verhöhnt worden sei.
Für Katholiken und viele andere Christen sei die Feier des Abendmahls das Allerheiligste, so Oster. In einem ursprünglich tief christlich geprägten Land habe man nun aber einen Akt der Verspottung erlebt.