Opfer-Initiative kritisiert Aufarbeitungskommission in Trier

Jahrzehntelange Versäumnisse

Nach einem Fund von offenbar kinderpornografischen Materials eines gestorbenen Priesters hat die Opfer-Initiative MissBit die Aufarbeitungskommission des Bistums Trier scharf kritisiert. Der Rücktritt des Vorsitzenden wird gefordert.

Dunkle Wolken über dem Trierer Dom / © Leonid Andronov (shutterstock)
Dunkle Wolken über dem Trierer Dom / © Leonid Andronov ( shutterstock )

Dass der Vorsitzende der Aufarbeitungskommission geraten haben soll, die gefundenen Fotos und Filme zu verbrennen, sei ein unsäglicher Vorgang, erklärte die Initiative MissBiT (Missbrauchsopfer & Betroffene im Bistum Trier) am Samstag in Trier. Die Initiative forderte den Rücktritt des Vorsitzenden der Aufarbeitungskommission oder die Entlassung durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann.

Aufarbeitungskommission verlangte Materialvernichtung

Bei dem Fall geht es um einen Priester des Bistums Trier, der über Jahrzehnte hinweg eigene Missbrauchstaten und sexuelle Übergriffe dokumentiert haben soll. Nach dem Tod des Priesters im vergangenen Jahr fand dessen Neffe entsprechende Fotos und Filme. Als sich dieser an die Aufarbeitungskommission wandte, soll ihm der Kommissionsvorsitzende gesagt haben, dass der Besitz und das Zeigen der Bilder eine Straftat darstelle, wie der Neffe dem SWR sagte. Der Vorsitzende habe ihm geraten, das Material zu verbrennen, andernfalls könne er sich strafbar machen.

Die Opfer-Initiative MissBit wirft dem Bistum jahrzehntelange Versäumnisse vor. Die Übergriffe des Priesters aus dem Saarland seien seit dem Jahr 1971 bekannt gewesen seien. Der damalige Bischof Bernhard Stein habe ihn in eine andere Diözese versetzt. Die nächsten Bischöfe hätten ihm Ämter und Posten gegeben und ihn nach Auslandsaufenthalten ins Bistum Trier "ausgerechnet in die Schulseelsorge" zurückgeholt, kritisiert die Initiative.

Ermittlungen wegen Verjährung eingestellt

Das Bistum Trier soll dem Priester 2012 den Umgang mit Kindern und Jugendlichen sowie das Halten von Messen untersagt haben. Die vom Bistum informierte Staatsanwaltschaft Trier soll ihre Ermittlungen wegen Verjährung eingestellt haben. Das Bistum äußerte sich am Samstag zunächst nicht dazu.

Kommission zur Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Trier

Die "Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier" (UAK) hat sieben Mitglieder. Dem Gremium gehören Missbrauchsbetroffene wie auch Fachleute aus verschiedenen Berufen an. Die Kommission wurde durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann im Juni 2021 berufen. Vorsitzender und Sprecher des Gremiums ist der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers (SPD).

Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht (KNA)
Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd