Opferstock-Diebin verurteilt

"Gott vergibt auf jeden Fall"

Eigentlich soll das Geld für Bedürftige sein, doch eine Frau hat sich immer wieder mit einem raffinierten Trick aus dem Opferstock der Düsseldorfer Kirchengemeinde St. Gertrud bedient. Pfarrer Decker ist froh, dass sie gefasst ist.

Symbolbild Aufbruch eines Opferstocks / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Aufbruch eines Opferstocks / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie ist denn aufgefallen, dass die Frau regelmäßig Geld aus dem Opferstock rausgenommen hat?

Joachim Decker (Leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Eller-Lierenfeld, Düsseldorf): Seit geraumer Zeit besitzen wir in Sankt Gertrud eine Video-Überwachungs-Anlage, weil unsere Kirche tagsüber geöffnet ist. Den ganzen Tag über kommen immer wieder Menschen in die Kirche, zum Gebet und vor allem um Kerzen anzuzünden. Und in den entsprechenden Opferstöcken sammelt sich dann schon ein bisschen Geld an.

DOMRADIO.DE: Und dann hat jemand was beobachtet?

Decker: Ja, unser Küster hat die Videoüberwachung einige Male überprüft und dann immer wieder diese Frau gesehen, die mit einem interessanten Trick an das Geld in den Opferstöcken kam. Sie benutzte dafür einen metallenen, flexiblen Stab, der am unteren Ende mit einem Klebe-Material versehen war und damit gelangte sie dann durch die kleinsten Öffnungen in die Opferstöcke.

Ein Mann hält Schraubenzieher in beiden Händen und versucht einen Opferstock in einer Kirche aufzubrechen / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Mann hält Schraubenzieher in beiden Händen und versucht einen Opferstock in einer Kirche aufzubrechen / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wir wollen hier keine Tipps geben.

Decker: Das stand schon in den Zeitungen (lacht). Von daher wissen es jetzt wahrscheinlich ohnehin schon viele Menschen. Ich befürchte ja ohnehin, dass das mittlerweile so eine Masche ist und dass nicht nur wir die Geschädigten sind, sondern noch viele andere Kirchengemeinden auch, vielleicht ohne es zu wissen.

DOMRADIO.DE: Durften Sie dieses Videomaterial als Beweismaterial nutzen und konnten so nachweisen, dass diese Frau die Diebin war?

Decker: Unser Küster hat der Polizei das entsprechendes Videomaterial übergeben, nachdem die Frau auf frischer Tat von der Polizei ertappt worden war und so ist es auch relativ schnell zu der Gerichtsverhandlung gekommen. Das Videomaterial wurde da wahrscheinlich als Beweismaterial vorgelegt und die Frau ist dann zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

DOMRADIO.DE: Wie ist das in so einem Fall mit der Vergebung, hat die Diebin Reue gezeigt?

Pfarrer Joachim Decker

"Ich nehme an, dass sie sicherlich auch eine gewisse Reue vor Gericht gezeigt hat"

Decker: Ich war nicht persönlich bei der Gerichtsverhandlung, aber ich habe gehört, sie habe geweint und eine herzzerreißende Geschichte erzählt. Sie sei eigentlich Ernte-Helferin und wäre entführt und gezwungen worden, das zu tun. Nun, da mag Dichtung und Wahrheit manchmal nah beieinander liegen. Ich will das gar nicht beurteilen. Ich nehme an, dass sie sicherlich auch eine gewisse Reue vor Gericht gezeigt hat.

DOMRADIO.DE: Muss man Opferstöcke besser sichern?

Decker: Wir leeren hier unsere Opferstöcke jede Woche und so riesige Mengen an Geld befinden sich ja nicht darin. So ein Kerzchen kostet 30 Cent bei uns. Dann können Sie sich vorstellen, dass das ganz geringe Beträge sind, die man da rausholen kann. Von daher, meine ich, sind die Opferstöcke gut gesichert. Aber es gibt immer wieder Möglichkeiten, an das Geld darin zu kommen.

DOMRADIO.DE: Sie können persönlich dieser Frau vergeben?

Decker: Natürlich, das kann ich immer. Ich bin ja schließlich katholischer Priester. Und natürlich würde ich dieser Frau vergeben, wenn sie zu mir kommen und sagen würde: "Entschuldigen Sie, das tut mir leid." Da wäre ich der Erste, der sagen würde: "Ja, dann tun Sie es nicht mehr wieder. Der liebe Gott vergibt Ihnen auf jeden Fall!"

Das Interview führte Dagmar Peters.