"Wir werden die Aufnahme von Kirchenführern in die Sanktionsliste nicht unterstützen", weil dies der "heiligen" Religionsfreiheit widerspreche, sagte er am Freitag laut der ungarischen Nachrichtenagentur MTI in einem Radiointerview. Orban sprach sich ebenso kategorisch gegen ein Importverbot für russisches Erdöl aus.
Die EU-Kommission schlägt in ihrem sechsten Sanktionspaket wegen des russischen Angriffskriegs auch ein Einreiseverbot für Kyrill I. und das Einfrieren seines Vermögens vor. Die EU-Staaten prüfen derzeit das Paket. Alle Mitgliedsländer müssten zustimmen, damit es in Kraft tritt.
Die litauische Regierung hatte sich für Sanktionen gegen den russisch-orthodoxen Patriarchen stark gemacht, weil er den Krieg gegen die Ukraine unterstütze. Außenminister Gabrielius Landsbergis sagte Ende April, das Kirchenoberhaupt sei eher damit beschäftigt, "Seelen zu töten, als sie zu retten".
Gegenstimmen der russisch-orthodoxen Kirche
Kyrills Sprecher hatte darauf betont, der Patriarch bete für Frieden. Man müsse zudem der Geschichte der russisch-orthodoxen Kirche "völlig unkundig" sein, wenn man Kyrill I. mit Sanktionen einschüchtern wolle. Das Kirchenoberhaupt stamme aus einer Familie, deren Mitglieder jahrzehntelang wegen ihres Glaubens und ihrer moralischen Haltung während "der militanten kommunistischen Gottlosigkeit" unterdrückt worden seien, aber "keiner von ihnen hatte Angst vor Gefängnis oder gar Racheakten".
Kyrills Äußerungen zu Russlands Angriffskrieg auf Linie des Kreml-Chefs Wladimir Putin sorgen besonders in der Ukraine seit Wochen für Entsetzen. Den Militäreinsatz rechtfertigte er als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse aus dem Westen. Der Patriarch propagiert seit Jahren eine "russische Welt", zu der auch die Ukraine gehöre.