Bertram Meier ist neuer Bischof von Augsburg. Der 59-Jährige wurde am Samstag im Augsburger Dom von Kardinal Reinhard Marx geweiht. Neben dem Erzbischof von München und Freising legten Meier die Ko-Konsekratoren, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic, die Hände auf.
Rund 180 Gäste nahmen an der Zeremonie teil, darunter alle bayerischen Diözesanbischöfe, Georg Bätzing als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz sowie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der aus der Diözese stammende Entwicklungsminister Gerd Müller und Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (alle CSU).
Ordensfrau Anna Schenck
Am Ende der Messe verkündete Meier Personalentscheidungen. So werde Harald Heinrich (53) erneut das Amt des Generalvikars übernehmen. Schon unter Meiers Vorgänger Konrad Zdarsa war Heinrich Bischofsstellvertreter gewesen. Zudem wird im Bischofshaus erstmals eine Frau als Amtsleiterin die Geschäfte führen, das Sekretariat leiten und dem Bischofshaus auch nach außen Gewicht und Profil geben, wie Meier anfügte.
Ab 1. Juli werde sich die Ordensfrau Anna Schenck (43) von der Congregatio Jesu um Projekte kümmern, die als Querschnitt in den innerkirchlichen und gesellschaftlichen Bereich ausstrahlten. Die gebürtige Augsburgerin arbeitete früher etwa als Verwaltungsleiterin einer Klinik sowie als Unternehmensberaterin und organisierte den Weltjugendtag 2005 in Köln mit.
Bewährtes neu justieren
Weiter sagte Meier: "Ich will und werde nicht alles ändern; zugleich bin ich überzeugt - nach Corona umso mehr -, dass wir an manchen Stellschrauben drehen sollten, dass auch Bewährtes neu justiert und aufgestellt werden muss."
Dafür wünsche er sich Mitarbeiter, die nicht bremsten, sondern mitzögen, die mobil seien und verfügbar. "Kraft Taufe und Firmung betrifft das alle; doch gerade wir Priester haben dies am Weihealtar dem Bischof ausdrücklich in die Hand versprochen."
Marx zum neuen Bischof
Kardinal Marx erklärte, ein Bischof müsse besonders in der Corona-Zeit deutlich machen, wofür das Evangelium stehe: "Es geht zuerst um das Evangelium, um Gott - und nicht zuerst um die Kirche oder die Frage, ob die Kirche systemrelevant sei."
Marx weiter: "Das Reich Gottes ist kein Produkt, wir stellen es nicht her, sondern wir bezeugen es, das ist unsere Verpflichtung." Das "Reich Gottes ist da, wo Liebe, Vergebung und Versöhnung da sind". Die Kirche habe den Auftrag, Hoffnung zu vermitteln.
Auch Bätzing und Söder äußerten sich
Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing ergänzte, Kirche und Welt erlebten eine der größten Krisen. Zu Meier sagte er: "Du bist ein Mann, der Antworten geben kann, ein Mensch mit seelsorglichem Herzen, mit einem Herzen für die Menschen und deren Fragen, ein Mensch mit ökumenischem Herz, mit römischer und weltkirchlicher Erfahrung."
Ministerpräsident Söder würdigte in einem Grußwort die Kirche als wichtigen Partner bei schwierigen Entscheidungen in der Krisenzeit. Sie habe zudem Kraft und Hoffnung vermittelt. Er könne sich persönlich kein Leben ohne Gott und Kirche vorstellen.
Ökumenischer Akzent bei der Weihe
Die Weihefeier trug einen starken ökumenischen Akzent. So nahm daran auch Axel Piper, evangelischer Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben, teil. Zudem wurde die erste Lesung von der evangelischen Prädikantin Maria Brendemühl vorgetragen.
Meier ist für sein ökumenisches Engagement weithin bekannt. Er steht etwa seit 2013 der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern vor.
"vox verbi - vas gratiae"
Als Wahlspruch führt Meier die Worte "vox verbi - vas gratiae" ("Stimme des Wortes - Schale der Gnade"). Der erste Teil geht auf den Kirchenvater Augustinus zurück, der mahnte, ein Bischof solle dem Evangelium eine Stimme geben.
Der zweite Part erinnert an Bernhard von Clairvaux. Der Heilige forderte die Gläubigen einst auf, sich wie eine Schale von der Gnade Gottes füllen zu lassen. Die Formulierung auf Latein nimmt Bezug zur Geschichte Augsburgs als Römergründung. Meier gilt als 62. Nachfolger des heiligen Ulrich, des ersten Bistumspatrons (923-973). Die Reihe der Augsburger Bischöfe ist seit dem 8. Jahrhundert historisch belegbar, die Diözese aber älter.