"Millionen armer Menschen im Globalen Süden sind bereits heute von Folgen des Klimawandels wie Dürre, Überschwemmungen und Unwetter betroffen", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Dachorganisation deutscher Entwicklungsorganisationen (Venro), Bernd Bornhorst, am Sonntag in Bonn. Merkel habe als Gastgeberin des G7-Gipfels im Juni eine besondere Verantwortung.
Bornhorst äußerte sich zum am Montag beginnenden Petersberger Klimadialog. Minister und Repräsentanten aus etwa 35 Ländern nehmen an der informellen Begegnung teil. Im Fokus steht die Vorbereitung der UN-Klimakonferenz in Paris im November. Dort soll ein neues Abkommen mit verbindlichen Klimazielen für alle 194 Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention vereinbart werden.
Caritas: Klimawandel größte Bedrohung für Ernährung
Auch die Vertreter von Caritas Internationalis erklärten am Sonntag zum Abschluss ihrer 20. Generalversammlung mehr Einsatz im Kampf gegen den Klimawandel. Der Klimawandel sei "eine der größten Bedrohungen für die Ernährung der Menschen", heißt es. Dies gelte besonders für die Länder, in denen die Menschen bereits heute von Hunger und Wetterextremen betroffen sind.
Das Zentralkomitee der Katholiken hatte an die Bundesregierung appelliert, sich für einen stärkeren Klimaschutz einzusetzen. Sie müsse die Rahmenbedingungen schaffen, um die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, sagte ZdK-Präsident, Alois Glück,. "Wer sich für den Klimaschutz einsetzt, engagiert sich für die Schöpfung Gottes und damit für christliche Werte! Es ist mir unverständlich, warum in vielen Ländern ausgerechnet konservative Kräfte die Fortschritte im Klimaschutz blockieren." Innovationen im Klimaschutz stärkten darüber hinaus auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.
Katholischen Laien rufen zu Pilgerweg für Klimagerechtigkeit auf
ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann rief zur Beteiligung am Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit auf. Damit solle den Politikern Beine gemacht werden, im Dezember in Paris ein wirksames Klimaschutzabkommen zu beschließen, sagte sie. Die ärmsten Länder und Menschen seien von den Folgen der Klimaveränderung am stärksten betroffen. Deshalb müsse eine internationale Klimapolitik sowohl Klimaschutz als auch Klimagerechtigkeit umfassen.
Der Pilgerweg startet am 13. September in Flensburg und soll am 6. Dezember in Paris enden. Er führt sowohl an "Schmerzpunkten", etwa dem Braunkohletagebau in Inden bei Aachen, aber auch an "Kraftorten" wie dem UN-Klimasekretariat in Bonn vorbei. Das Projekt wird von einem ökumenischen Bündnis getragen. An ihm beteiligen sich katholische Diözesen, evangelische Landeskirchen sowie Entwicklungsdienste, Missionswerke, Orden und Verbände.
Schöpfungsenzyklika des Papstes erwartet
In Kürze soll auch die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus erscheinen. In dem Lehrschreiben soll es nicht in erster Linie um Umweltschutz im engen Sinne gehen, sondern vor allem um alternative Modelle für eine soziale, gerechte und nachhaltige Entwicklung. Franziskus selbst hatte angekündigt, dass er sich auch zu einer "humanen Ökologie" äußern wolle. Es ist das erste Mal, dass ein Papst die Bewahrung der Schöpfung in den Mittelpunkt einer Enzyklika stellt.
Nach jüngsten vatikanischen Angaben soll das Schreiben bis Anfang Juni erscheinen. Dem Vernehmen nach umfasst die Enzyklika rund 80 Seiten. Die Originalsprache ist Spanisch.
Organisationen: Deutschland in Vorreiterrolle
Die Dachorganisation deutscher Entwicklungsorganisationen gab zu bedenken, dass sich die internationalen Anstrengungen zum Klimaschutz auch daran orientierten, was Deutschland unternehme, um seine Treibhausgasemissionen zu begrenzen. Die Bundeskanzlerin müsse ihre Zusage halten: Bis 2020 müssten die CO2-Emissionen in Deutschland auf 40 Prozent gegenüber 1990 gemindert werden, mahnten Venro und die Klima-Allianz Deutschland.
Die Organisationen begrüßten zugleich den Vorschlag der Bundesregierung, für alte und emissionsintensive Kraftwerke einen ausgleichenden Klimabeitrag zu leisten. Das sei jedoch das absolute Mindestmaß an notwendigen Reformen, so Christoph Bals, Mitglied des Sprecherrats der Klima-Allianz Deutschland. "Steigende Emissionen insbesondere aus der Kohleverstromung sind langfristig mit Klimaschutz nicht vereinbar. Die Nutzung fossiler Energien muss ein Ende haben", so Bals.